Genau 2.069 Mal wurde 2021 im Landkreis Northeim der Notruf 112 missbraucht. So oft wurde der Notruf gewählt, ohne, dass sich jemand in Not befand. Insgesamt steigen aber die Fälle, in denen Menschen tatsächlich Hilfe benötigen, wie der Landkreis jetzt mitteilt. Dabei sind die Helfer am Telefon bereits in der Lage, Leben zu retten.
Der Notarzt kommt per Telefon
Seit gut einem halben Jahr können Rettungskräfte im Landkreis Northeim im Einsatzfall den Rat eines Notarztes auch per Telefon und Video hinzu holen. Genau 97-Mal wurde das genutzt, wie der Landkreis jetzt mitteilt. Dabei können Rettungssanitäter einen Notarzt per Videotelefon hinzuschalten, auch Patienteninformationen können live übertragen werden. So kann der Arzt zum Bespiel Anweisungen geben oder Medikamente verabreichen lassen, die unmittelbar Leben retten.
Reanimation per Anleitung
Doch bis die Retter überhaupt eintreffen, können auch Laien schon Leben retten. Wer die 112 anruft, bekommt bis dahin eine Anleitung. Im Landkreis Northeim haben sich allein diese Fälle fast verdreifacht. Waren es 2019 noch 38 sogenannte Telefon-Reanimationen, so liegt die Zahl im Jahr 2021 bereits bei 102. Die Einsatzleitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst unterstützt bereits seit 2012 Ersthelfer durch die Telefonreanimation. Dabei wird der Anrufer der 112 angeleitet, eine Person mit Herz-Kreislauf-Stillstand durch die Herz-Druckmassage wiederzubeleben.
Lebensretter
Laut Bundesgesundheitsministerium wurde 2020 bei nur 40 Prozent dieser medizinischen Notfälle die Reanimation durch Laien begonnen. Noch zu wenig, findet Kai Reichelt, Leiter der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst im Kreis Northeim „Diese Zahl wollen wir im Landkreis Northeim weiter erhöhen und so aktiv mithelfen, Leben zu retten.“
Einsatz auch an Feiertagen
Dabei sind die Retter an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr im Einsatz. Eine Tatsache, die auch eindrucksvoll eine Reportage der Kreisfeuerwehr zeigt. Dabei wird mit der Kamera ein Blick hinter die Kulissen der Retter am Telefon geworfen – und zwar in der Silvesternacht. Das Video gibt es jetzt hier zu sehen.
Defibrillatoren benutzt
In drei Fällen kam 2021 zudem ein AED, ein automatisierter externer Defibrillator zum Einsatz. Die Leitstelle erfasst diese Geräte im Landkreis in einem zentralen Kataster und kann im Bedarfsfall den nächsten Standort mitteilen. In 250 Fällen wurde im Notruf eine notwendige Reanimation erkannt, in 148 Fällen war eine Anleitung nicht nötig oder nicht mehr möglich.
Noch mehr Zahlen
Die Zahl der insgesamt durch die Disponenten der Einsatzleitstelle beantworteten Anrufe ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. 69.812 Anrufe über Notruf 112, über die Rufnummer des Krankentransports 19.222 sowie weitere Amtsleitungen sind im vergangenen Jahr eingegangen. Im Vorjahr waren es 63.783.
Einsatz für Übergewichtige
Zur Jahresstatistik 2021 im Landkreis Northeim gehören unter anderem 219 Rettungshubschrauber-Einsätze (Vorjahr 220), 5.109 Notarzteinsätze (5.072) und 440 sogenannte Schwerlast-Einsätze – also Einsätze mit stark übergewichtigen Patienten (353). In 32 Fällen gab es Verkehrsunfälle mit eingeklemmten Personen (23), 2069-mal wurde der Notruf 112 missbräuchlich gewählt.
Foto: Landkreis Northeim/Kreisfeuerwehr