Die Hilfe für die Ukraine rollt auch im Landkreis Northeim an. Während die Kreisverwaltung nach Wohnraum sucht und die Stadt Einbeck ihre Solidarität ausdrückt, hat Northeims Bürgermeister Simon Hartmann im Rathaus seinen Stab mit besonderen Aufgaben beauftragt.

Stadt Northeim will geflüchtete Menschen aufnehmen

Für die Stadt Northeim sei es selbstverständlich, die Ukraine zu unterstützen. „Die Menschen in der Ukraine genießen die volle Solidarität der Stadt Northeim“, heißt es dazu aus dem Rathaus. Bereits am 24. Februar hatte der Rat der Stadt Northeim seine Bereitschaft angekündigt, geflüchtete Menschen in der Rhumestadt aufzunehmen. Für die Verwaltung bedeute dies laut Bürgermeister Simon Hartmann, trotz „angespannter Pandemie-Lage“ die „Verschiebung der bisherigen Prioritäten“. „Ich bin den Northeimerinnen und Northeimern für ihre große Solidarität sehr dankbar. Die vielen Zeichen der Anteilnahme, der Unterstützung, der Fragen bewegen mich sehr und machen mich zuversichtlich. Bitte lassen Sie in Ihrem Engagement nicht nach“, so Bürgermeister Simon Hartmann.

Stab für außergewöhnliche Aufgaben

Schon am 28. Februar habe Hartmann den „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ zusammengestellt. Dieser besteht aus Vertretern der Stadtverwaltung und wird um Fachkräfte verschiedener Hilfsorganisationen und den Stadtwerken ergänzt. Aufgabe sei es nun, Fragen der Flüchtlingsunterbringung und des Bevölkerungsschutzes zu thematisiert und zu beantworten. Die Arbeiten mit den Schwerpunkten „Corona und Krieg in der Ukraine“ habe „unverzüglich“ begonnen, so Hartmann. Zudem bestehe ein „ständiger Austausch mit dem Landkreis“.

Bürgermeister Simon Hartmann bereitet die Stadt darauf vor, geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufzunehmen. Zugleich ruft er alle Bürger zu Solidarität auf. (Archivfoto)

Öffentliche Gebäude als Unterkunft

Der Landkreis Northeim habe die Städte und Gemeinden bereits gebeten, sich auf die Unterbringung von geflüchteten Menschen einzurichten. Für die Betreuung dort sind wiederum der Landkreis und die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen zuständig. „Gleichwohl wird die Stadt Northeim auf das bewährte Netzwerk in Northeim zurückgreifen, um die Menschen aus der Ukraine begleiten zu können“, so der Bürgermeister. Hartmann sei „fest entschlossen, öffentliche Einrichtungen für eine mögliche Unterbringung bereitzustellen, sofern dies erforderlich ist“, so Simon Hartmann. „Dankenswerter Weise gehen bei mir auch schon private Angebote ein, die wir sammeln und an den Landkreis weitergegeben. Wir haben zudem Kontakt mit den örtlichen Wohnungsunternehmen aufgenommen.“ Wer selbst unterstützen möchte, möchte sich an die E-Mail-Adresse ukrainehilfe@northeim.de an die Stadtverwaltung wenden. Gesucht wird vor allem Wohnraum, der für die Unterbringung für Menschen aus der Ukraine zur Verfügung gestellt werden kann.

Sicherer Hafen

Als Mitglied im Bündnis „Sicherer Hafen“ stimme sich die Verwaltung derzeit mit den anderen Bündnismitgliedern ab. „Über das Bündnis gibt es auch einen direkten Kontakt zur Bundesinnenministern Nancy Faeser“, heißt es aus dem Rathaus. Außerdem habe Gregorsz Zawislak, Bürgermeister der Northeimer Partnerstadt Prudnik, Bürgermeister Simon Hartmann um Unterstützung in Form von Notstromerzeugern für die ukrainische Partnerstadt Nadwirna gebeten.

Am Montag soll vor der Alten Wache eine Kundgebung stattfinden

Call mit Prudnik

Laut Stadtverwaltung werde hierzu „schnellstmöglich“ ein Lastwagen mit Hilfsmitteln in Richtung Prudnik aufbrechen. Am Donnerstag haben bereits die Bürgermeister Zawislak und Hartmann in einem Videocall über konkrete Unterstützungsmaßnahmen sprechen. Die Stadt Northeim ruft die Öffentlichkeit ebenfalls zur Mithilfe auf. Es werden weitere Stromerzeuger (5-7 KVA) mit DIN-Stecker für den normalen Hausgebrauch benötigt. Dazu Schlafsäcke, Kleidung für Kinder und mehr. Aktuell plant die Stadt, noch vor dem Wochenende eine zentrale Sammelstätte einzurichten und den Lastwagen erstmals dann am Dienstag in Richtung Polen fahren zu lassen.

Konkrete Hilfe

In der heutigen Videokonferenz wurde klar formuliert, welcher Bedarf zurzeit besteht. Bürgermeister Hartmann bittet daher um Spenden in materieller Form von folgenden dringend benötigten Dingen:

– Stromaggregate (5-7 KVA) mit DIN-Stecker für den normalen Hausgebrauch
– Matratzen, Schlafsäcke, Kissen
– Seife / Duschgel und sonstige Hygieneartikel des täglichen Bedarfs
– Verbandsmaterial, nicht verschreibungspflichtige Schmerzmittel
– Walkie-Talkies, batteriebetriebene Lampen und Taschenlampen
– Lebensmittel, die schnell und einfach zuzubereiten und haltbar sind
– dunkle Thermokleidung (zurzeit noch keine sonstigen Kleiderspenden)

Zentrale Sammelstelle

Die Stadt Northeim wird eine zentrale Sammelstelle an der Adresse Am Galgenberg 9 (auf dem östlichen Teil des Geländes der Technischen Dienste) einrichten. Wer die Technischen Dienste der Stadt bei der Annahme der Spenden unterstützen möchte, kann sich per Mail unter ukrainehilfe@northeim.de melden. Spenden werden vorerst zu folgenden Zeiten Am Galgenberg 9 entgegengenommen:

Freitag: 8.00 bis 13.00 Uhr
Samstag: 8.00 bis 12.00 Uhr und 16.00 bis 18.00 Uhr
Montag: 8.00 bis 16.00 Uhr

Kungebung und Gottesdienst am Montag

Gemeinsam mit dem Ökumenischen Arbeitskreises Northeim ruft Bürgermeister Simon Hartmann zu einer Kundgebung für den Frieden am kommenden Montag, 7. März um 18 Uhr vor der Alten Wache auf. Teilnehmende sind dazu aufgerufen, jeweils eine Kerze mitzubringen, um gemeinsam an einer symbolischen Aktion mitzuwirken. Im Anschluss findet um 19 Uhr in der Corvinuskirche ein Friedensgebet statt.

In der Corvinuskirche wird am Montag ein Friedensgottesdienst stattfinden

Kreis sucht Wohnraum

Bereits am Dienstag hat sich der Landkreis so weit positioniert, nach geeignetem Wohnraum Ausschau zu halten. “In Bezug auf die derzeitige Situation steht der Landkreis Northeim bereits im Kontakt mit dem Niedersächsischen Innenministerium und der Landesaufnahmebehörde. Ob und wann Ukrainer*innen im Landkreis Northeim aufgenommen werden, ist aktuell noch offen”, heißt es in einer Mitteilung aus dem Kreishaus.

Wer helfen möchte und bereit ist, freien Wohnraum oder größere Immobilien zur Unterbringung geflüchteter Menschen zur Verfügung zu stellen, kann sich an folgenden Kontakt beim Landkreis Northeim wenden: Wohnungsakquise (Fachbereich Facility – Management) unter  Tel: 05551 / 708512 oder per Email an wohnungssuche@landkreis-northeim.de.

Keine Sachspenden

Des Weiteren bittet der Landkreis Northeim derzeit von Anfragen zu anderen Hilfsangeboten z.B. in Form von Sachspenden (Spielzeug, Kleindung, etc.) oder angebotenen Fahrdiensten abzusehen. Mit Blick auf die weitere Entwicklung des Geschehens, wird der Landkreis zum geeigneten Zeitpunkt und im Austausch mit den Städten und Gemeinden weitere Hilfsangebote initiieren.

Einbeck appelliert

In Einbeck ruft man zur Solidarität auf, wie Journalist Frank Bertram in seinem Blog schreibt. Der Rat der Stadt Einbeck, die Bürgermeisterin, der Seniorenrat und das Jugendparlament haben hierzu eine gemeinsame Erklärung abgegeben.

Wir sind tief betroffen über Aggression des russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinen völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022. Seit 2014 ist die Ukraine eine wachsende, junge Demokratie in Europa und seitdem immer mehr Garantin eines stabilen Wertesystems geworden.

Unsere Solidarität und unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine. Beim Besuch unserer polnischer Partnerstadt Paczków im Jahr 2019 durften wir die Delegation deren ukrainischer Partnerstadt Тлумач (Tlumatsch) kennenlernen. Die friedliche europäische Vernetzung hatte einen weiteren Knoten dazu bekommen.

Deshalb trifft dieser Angriff nicht allein die Ukraine. Dieser Angriff gilt dem Frieden und der Freiheit in Europa. Dieser Angriff tritt unsere humanistischen Grundwerte mit Füßen.

Wir vergessen dabei nicht, dass es der russische Präsident Michael Gorbatschow war, der 1989 eben keine Panzer nach Deutschland schickte, sondern den Wunsch der Menschen in Ostdeutschland respektierte und den Weg frei machte zur friedlichen Wiedervereinigung unseres Landes.

Wir möchten weiterhin in Frieden leben mit dem russischen Volk. Auch unsere russischstämmigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern dürfen nicht in Generalverantwortung für das Handeln ihrer Regierung genommen werden. Aber die militärische Aggression des russischen Präsidenten Putin und den Überfall auf die Ukraine akzeptieren wir nicht.

Deshalb, Präsident Putin, beenden Sie unverzüglich diesen Krieg.

Wir erwarten in den nächsten Wochen, dass der russische Einmarsch viele Menschen in den betroffenen Regionen zur Flucht zwingen wird. Auch Einbeck ist bereit und darauf eingestellt, den betroffenen Menschen Unterkunft und Schutz zu gewähren.

Wir appellieren an alle Einbeckerinnen und Einbecker sich mit den Menschen in der Ukraine solidarisch zu zeigen. Dabei unterstützen wir alle friedlichen, zivilgesellschaftlichen Initiativen und Aktivitäten, wie zum Beispiel Mahnwachen, Solidaritätskundgebungen oder Friedensgebete. Wir wollen uns gemeinsam für den Frieden in Europa und unsere Werte einsetzen. Wir stehen für Demokratie, Menschenrechte und Zusammenhalt.

Gleichzeitig haben wir die Hoffnung, dass trotz der unüberwindbar scheinenden Positionen und der schwierigen Verständigung baldiger Frieden möglich ist. Krieg darf niemals das letzte Wort sein.

Einbeck, am 1. März 2022

 

Titelfoto: Stadt Northeim. Bürgermeister Simon Hartmann und Übersetzer Matti Dahms im Gespräch mit Gregorsz Zawislak, Bürgermeister der Northeimer Partnerstadt Prudnik.

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