Landrätin Astrid Klinkert-Kittel reagiert auf die Kritik des Einbecker FDP-Politikers Christian Grascha, die Kreisverwaltung bemühe sich nicht ausreichend um eine stärkere Impfkampagne. Der Kandidat für das Amt des Landrats in Northeim und damit politische Gegner von Klinkert-Kittel wirft der Verwaltung mangelnde Haltung gegenüber der Landesregierung und zögerliches Verhalten bei der Ausdehnung des Impfangebots vor. Die Landrätin weist diese Kritik zurück.
Wahlkampf mit der spitzen Nadel
Ihrer Ansicht nach solle das Impfen als „Wahlkampfthema (…) nicht herhalten müssen“. Laut Klinkert-Kittel würde dies „den Bürgerinnen und Bürgern sowie allen, die sich seit Monaten intensiv zur Bekämpfung einsetzen, nicht gerecht“. Und zumindest die Zahlen geben ihr Recht, denn seit Wochen gehört der Landkreis Northeim mit dem niedrigen Inzidenz zu den zehn besten Landkreisen.
Laut Klinkert-Kittel werden aktuell täglich 700 Menschen im Impfzentrum in der Northeimer Stadthalle geimpft. Ihrer Ansicht nach sei es „durchaus nachvollziehbar, dass, wenn man den Ankündigungen der Bundes- und Landespolitik folgt, der Eindruck entstehen kann, wir würden demnächst eine Impfstoffschwemme im Impfzentrum erleben.“ Dem sei aber nicht so. „Unser Problem sind nicht die angeblich fehlenden Impfkapazitäten, sondern die Impfstofflieferungen, bei denen zugesagte Lieferungen immer wieder kurzfristig gekürzt oder abgesagt werden.“
Hier schiebt die Landrätin dem Bundesgesundheitsministerium die Verantwortung zu. „Impfplanungen sind wirklich verlässlich überhaupt nur möglich, wenn der Impfstoff im Lager liegt.“ In Northeim seien die Lager aber leer, „weil das Team im Impfzentrum in der Lage ist, alle bereitgestellten Impfstoffe zeitnah zu verimpfen“, so die Landrätin
Landrätin erwartet mehr Impfstoff
Aktuell sei für Ende April wieder mehr Impfstoff angekündigt, schreibt Klinkert-Kittel. Erst dann sei es überhaupt sinnvoll, weitere Impfstraßen in der Northeimer Stadthalle in Betrieb zu nehmen, so wie es die Einbecker CDU und der FDP-Landratskandidat Christian Grascha schon jetzt fordern. Schon jetzt, so die Landrätin, arbeite das Northeimer Impfzentrum über die vom Land geforderte Kapazität hinaus.
Zusätzlich impfen seit dieser Woche auch die Hausärzte mit. Laut Klinkert-Kittel erhalten die Ärzte wöchentlich etwa 20 Impfdosen, dies sei allerdings vom Bund so vorgegeben. „Folglich wird das Impftempo weiter steigen, sobald die niedergelassenen Ärzte ausreichend Impfstoff zur Verfügung gestellt bekommen.“ Auch deshalb sehe die Landrätin derzeit keinen Grund, die Impfkapazitäten zu erhöhen – weder mobil oder durch eine zusätzliche Impfstraße. „Die Impfgeschwindigkeit soll vielmehr durch die vermehrte Einbeziehung der Hausärzte gesteigert werden.“
Impfen und Testen
Die Landrätin will auch weiterhin durch konsequentes Impfen und Testen die Pandemie im Landkreis Northeim bekämpfen. „Genau danach handeln wir seit Beginn der Pandemie. Wie die aktuellen Zahlen belegen, sind wir damit im Landkreis gut gefahren“, so Klinkert-Kittel. „Ich danke allen Beteiligten, vor allem den vielen Ehrenamtlichen, die teilweise ihren Urlaub nehmen, um uns seit Monaten in der Pandemiebekämpfung erfolgreich zu unterstützen. Mit diesem Zusammenhalt werden wir die Pandemie gemeinsam in den Griff bekommen.“
Doppelpass mit Grascha (Update 15:35 Uhr)
Noch am Nachmittag reagiert Christian Grascha mit einem Statement. Indirekt wirft er der Landrätin dabei Ignoranz vor. „Ein Wahlkampf ist für mich ein demokratischer Wettbewerb um die besten Ideen für unseren Landkreis. Das Thema Impfen begegnet mir zurzeit in fast jedem Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürger. Viele machen sich Sorgen und sind verärgert. Würde man dieses Thema aus der Diskussion zwischen Kandidatinnen und Kandidaten aussparen, wäre das doch ziemlich ignorant gegenüber den Interessen der Bürgerinnen und Bürgern und einer entscheidenden Zukunftsfrage“, so Grascha.
Auch, dass die Mitarbeitenden „im Impfzentrum, in den Schnelltestzentren, im Gesundheitsamt, in der Kreisverwaltung, insbesondere im Fachbereich Brand- und Katastrophenschutz, und an vielen anderen Stellen im Landkreises einen hervorragenden Job machen“ bestreite er nicht. Aber: „Hätten alle politischen Verantwortungsträger einen genauso guten Job gemacht, wären wir besser durch die Krise gekommen. Wer aber in dieser Lage meint, man könne nichts mehr verbessern, verschließt die Augen vor der Realität.“
Foto: Archivfoto Eröffnung des Impfzentrums in der Northeimer Stadthalle