Die Sonne lachte am Samstag nicht nur vom Himmel, sondern auch aus den Gesichtern der ehrenamtlichen Helfer des Technischen Hilfswerks. Vor allem aber die rund eintausend Besuchende – vor allem Kinder – waren begeistert von dem, was „die Blauen“ so zu bieten hatten. Neben dem Notheimer Ortsverband zeigten auch die Fachgruppen aus anderen südniedersächsischen Gemeinden sich und ihr Spezial-Werkzeug für den „groben Notfall“.
Fast wie die Feuerwehr
Tatsächlich sieht das THW ein bisschen aus wie die Feuerwehr, nur die Farbe der Uniformen und Autos ist eine andere. „Die Blauen“ kommen für das Grobe, so die einfache Erklärung. Was genau das Technische Hilfswerk eigentlich ist, erklärte aber Northeims Stadtbrandmeister Bernard Krzepina im Rahmen einer Feierstunde unmittelbar vor dem Tag der offenen Tür nachvollziehbar: „Ihr beschützt uns Retter“. Wie er das gemeint hat und was das bedeutet, dazu später mehr.
Wer oder was ist das THW?
Dass viele Menschen gar nicht wissen, was das THW ist oder macht, liegt auch daran, dass die Hilfsorganisation des Bundes – anders als zum Beispiel die Freiwillige Feuerwehr – nur wenig mit dem Tagesgeschäft zu tun hat. In der Region kommen die Helfer im Blau oft zu Einsatzlagen hinzu, bei denen Rettungskräfte wie zum Beispiel die Feuerwehr zusätzliche Hilfe benötigen. Meistens dann, wenn schwere Last bewegt oder gestützt werden muss. Bei Bränden kontrollieren Experten des THW gemeinsam mit der Feuerwehr, ob ein Haus einstürzen könnte und so die Rettung gefährdet.
Die „Feuerwehr des Bundes“
Ihre volle Muskelkraft aber entfaltet das Technische Hilfswerk bei großen Gefahrenlagen wie Flut- und Hochwasserkatastrophen, Waldbränden oder Erdbeben im Ausland. Als „Feuerwehr des Bundes“, so Landesbeauftragter Manuel Almanzor, sind auch die Ortsverbände oft im ganzen Bundesgebiet und über die Grenzen der Republik gemeinsam im Einsatz. Doch dank einer Gesetzesreform – auch dazu an späterer Stelle mehr – setzen auch Kommunen immer mehr auf die Unterstützung durch das Hilfswerk.
Die Retter der Retter
Genau den Punkt sprach auch Stadtbrandmeister Bernard Krzepina an. Denn das Northeimer THW kann mit Lasern sehr genau überprüfen, ob sich ein Gebäude bewegt oder nicht. Dabei kam diese Technik bei einer Explosion in Northeim zum Einsatz – und schütze damit auch die Brandschützer. Die Worte des Stadtbrandmeisters richtete er im Rahmen einer Feierstunde vor dem eigentlichen Fest an die Führung des Northeimer Ortsverbandes. In diesem Rahmen wurden auch langjährige Mitglieder sowie verdiente Kräfte mit hohen Auszeichnungen geehrt.
Ehre und Anerkennung
Der Tag der offenen Tür selbst lockte mehr als eintausend Besucher an den Stützpunkt zwischen Bergbad und Rathausplatz. Zu sehen gab es dabei neben den vielen verschiedenen Spezialfahrzeugen auch ein funkensprühendes Sauerstoff-Schweißgerät, eine Kettensäge, die durch Beton schneidet, ein Unter-Wasser-Sonar und sogar ein historisches THW-Fahrzeug aus Clausthal-Zellerfeld. Eine rollende Werkstatt, mobile Zeltanlagen und ein Kran fast an jedem Fahrzeug gab den Besuchenden einen nachvollziehbaren Eindruck über die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer in Blau.
Auszeichnung für 5.000 Dienststunden im Ahrtal
Für ihren teils über Wochen andauernden Einsatz im Ahrtal und ihre „besonders aufopferungsvolle Hilfe bei der Rettung von Menschen, Abwehr von Gefahren und Beseitigung von Schäden“ erhielten folgende Northeimer THW – Helferinnen und Helfer die Fluthilfemedaille der Bundesinnenministerin: Uwe Bertram, Tasja Blaschnig, Volker Bock, Marcel Böker, Oliver-Björn Dell, Mira Bertram, Sven Horenburg, Christoph Knoch, Stephan Köpp, Michael Koffre, Christian Kopp, Timo Küster und Lukas Medecke. Das Helferzeichen in Gold erhielten Michael Koffre, Christoph Knoch, Marcel Böker und Oliver–Björn Dell. Das Ehrenzeichen Bronze gab es für Wolfgang Dell und Dietmar Küster. Die Ehrenplakette des THW, die höchste Auszeichnung für Nichtmitglieder des THW, erhielt Dr. Roy Kühne für sein Engagement im Bundestag für das Technische Hilfswerk. Landesbeauftragter Almanzor dankte insbesondere den neuen Trägern des Ehrenzeichen in Bronze für ihre mehr als 54 und 57 Jahre aktiven Dienst im THW. „Ich verneige mich vor diesem Lebenslauf und dieser Lebensleistung.“ Gleichzeitig erinnert er daran, dass noch heute das THW im Ahrtal aktiv ist.
Ein echtes Familienfest
Vor allem viele Kinder besuchten das Fest, was Michael Aue freute. Als Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit ist es sein Anliegen, neue Mitglieder zu gewinnen. „Die Kinder sind unsere Zukunft“, formuliert er stellvertretend für alle Rettungsorganisationen treffend. Sie durften sich zusätzlich zum Staunen über die Fahrzeuge auch in einer Hüpfburg und einer kleinen Schnitzeljagd austoben. Doch auch viele Erwachsenen entdeckten die THW-Welt durch Kinderaugen, durften am Radlader Probesitzen oder eine historische Riesen-Kettensäge aus der Nähe betrachten. Wem beim Staunen der Magen knurrte, fand Warmes am Grill und ein liebevoll gestaltetes Kuchenbüfett – zwei Kuchen sogar in Form von THW-Fahrzeugen.
Tausende Besuchende
Am Ende des Tages sind alle zufrieden, sagt Aue. „Aus unserer Sicht war der Tag ein voller Erfolg. Unsere mehrheitlichen Einschätzungen gehen von 1.500 bis 2.000 Besucher*innen aus. Dabei haben sich auch zahlreiche gute Gespräche ergeben. Die Atmosphäre war fröhlich aber auch interessiert.“ Das Motto hat das Northeimer THW bewusst gewählt. „Immer wieder hören wir von Gaffern, sogar von Anfeindungen gegen Behörden, Polizei und Rettungskräfte“, bedauert der Northeimer THW- Ortsbeauftragte Oliver–Björn Dell. „Wir setzen dagegen mit Aufklärung, Dialog und menschlichen Begegnungen. Dazu soll diese Veranstaltung beitragen“, erklärt Dell.