Im Friseur am Turm von Daniela Sauer ist im Moment jeden Tag das Licht an. „Sonst bleibt es irgendwann für immer aus“, sagt die Friseurmeisterin. Seit Mitte Dezember ist ihre Branche vom Lockdown betroffen. Mit dem Licht will sie ein Zeichen setzen und hofft, das viele Northeimer Unternehmer mitmachen. Bisher bleiben viele Geschäfte aber dunkel.

Wenig Perspektive

Dabei trifft es ihre Branche besonders hart. Und das, obwohl im ersten Lockdown Friseure noch mit einem Hygienekonzepte öffnen durften und auch Gesundheitsminister Jens Spahn einst versprach, die Branche nicht mehr schließen zu wollen. Beide jedoch hat der Corona-Pandemie nicht standgehalten; weder die Konzepte, noch das Minister-Versprechen.

Daniela Sauer betreibt seit 2017 den Friseur am Turm, der Betrieb lebt aktuell vorn erspartem, alle Mitarbeiter sind zu 100 Prozent in Kurzarbeit. „Bis Ende März halten wir das noch durch, danach muss ich einen Kredit aufnehmen“, sagt die Meisterin. Auch ihr haben Kunden schon Aufträge unter der Hand angeboten, die Sauer aber sofort abgelehnt hat. „Ich kann Kollegen verstehen, die jetzt schwarz Haare schneiden“, sagt sie. „In Ordnung finde ich das aber nicht.“

Kurze Haare

Denn viele Friseure verdienen in dieser Situation weniger als den Mindestlohn und müssen sich etwas hinzuverdienen, um überhaupt den Alltag zu Meister. „Ich sehe beim Einkaufen oft die  Kurzhaarfrisuren mit Schnitt, das finde ich schon komisch“, sagt sie. Mal sei es dann der Kurhaarschneider gewesen, mal die Mutter eines Freundes. Doch vor allem Inhaber und Meister riskieren mit einer solchen Aktion nicht nur Bußgelder, sondern ihre gesamte berufliche Zukunft. „Dann bin ich meinen Meisterbrief los“, sagt Sauer.

Doch wer jetzt mit einem frischen Haarschnitt nicht zugibt, das da ein Profi Hand angelegt hat, der Lügt. Ganz nach dem Motto: Lügen haben kurze Haare. Dabei gäbe es gute Gründe, das Friseure auch weiter geöffnet haben. „Wir sind Dienstleister und wir sind ein Gesundheitsbetrieb“, sagt Sauer. Beide Bereich sind vom Lockdown nicht betroffen. Die Friseure aber sind geschlossen. „Wir pflegen und waschen auch Haare für Menschen, die das aus gesundheitlichen Gründen vielleicht nicht können. Die sitzen jetzt seit zwei Monaten mit ungewaschenen Haaren zu Hause.“

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Große Hoffnung

Sie und ihre Kolleginnen hoffen, dass es im März wieder losgeht. „An den 15. Februar glaube ich nicht“. Auch die ersten Termine sind schon für März gemacht, „da ist schon alles voll“, sagt Sauer. Denn auch die Kunden halten ihr die Treue und warten mit ungezähmten Mähnen auf den ersten freien Termin. Dann könnte es ähnlich voll werden wie vor dem Lockdown, als auch sie und ihr Team Tage vorher bis spät in die Nacht letzte Not-Termine abgearbeitet haben.

Klappt es auch im März nicht, müssten nicht nur viele Termine wieder abgesagt werden, sondern auch das Geld wird knapp. Bis heute ist nicht eine Hilfszahlung geflossen. „Erst jetzt können wir überhaupt erst Anträge stellen“, sagt Sauer. Erstes Geld erwartet sie auch nicht vor März oder April auf dem Konto. Bis dahin heißt es: warten und hoffen. Immerhin: Wenn im Betrieb gerade nichts geht, bleibt wenigstens für Hobbys mehr Zeit. „Ich bilde mich fort, schaue viele Kurse im Internet. Und mache mehr Sport, gehe öfter Laufen“, sagt Sauer.

So steigert sich bei ihr und ihren Mitarbeitern auch langsam wieder die Vorfreude. „Die Ungeduld ist da, wir machen das ja auch gerne.“

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