Wie steht es eigentlich um die Digitalisierung der Northeimer Kreisverwaltung? In einem Podcast des Landkreises zu genau dieser Frage stand jetzt Landrätin Astrid Klinkert-Kittel Reden und Antwort – und war selbst überrascht darüber, was in ihren Behörden bereits möglich ist.
Der Podcast des Landkreises Northeim
„Neues aus dem Digital“ heißt der Podcast der Kreisverwaltung. Moderiert von Maxim Seehagen, stellen dort unterschiedliche Mitarbeitende aus dem Kreishaus die Digitalisierungsstrategie der Kreisverwaltung vor. Das bedeutet vor allem, Dienstleistungen für die Bewohnenden des Landkreises Northeim auch digital zur Verfügung zu stellen. Aber auch, interne Abläufe durch Digitalisierung zu optimieren. In der elften Episode zum Jahresende 2022 ist erstmals Landrätin Astrid Klinker-Kittel zu Gast. Das ganze Gespräch lässt sich hier nachhören.
Das Onlinezugangsgesetz
Ganz freiwillig ist diese Digitalisierung der Kommunen nicht. Das Onlinezugangsgesetz schreibt den Verwaltungen genau vor, bis wann welche Dienstleistungen auch online zur Verfügung stehen müssen. Klinkert-Kittel sieht in diesem „gesetzlichen Zwang“ aber auch den richtigen Ansatz, etwas zu bewegen. „Ich glaube einfach, das ist ein richtiger und wichtiger Weg, den man nach Möglichkeit auch gemeinsam gehen sollte. Und da sind wir auf einem guten Weg“, sagt die Landrätin.
Was digital schon geht
Lau Gesetz müssen 575 Maßnahmen auch online angeboten werden. Eine Übersicht, welche Dienstleistungen der Landkreis Northeim derzeit auch über seine Homepage ermöglicht, gibt es hier. Dabei arbeite der Landkreis auch eng mit den Städten und Gemeinden zusammen, betont die Landräten. Eine erste Maßnahme war demnach 2019 der start einer gemeinsamen Plattform zur Vergabe von KiTa-Plätzen in der Region. „Im April 2020 habe ich den Auftrag erteilt, eine Strategie zu entwerfen für unseren Landkreis Northeim“, beschreibt die Landrätin. „Ausschlaggebend zum damaligen Zeitpunkt war natürlich ein Stück weit auch die Corona Pandemie, die ja zwei Monate uns schon im Griff hatte und wo wir feststellen mussten, das Leben ist sehr digital geworden.“
Landrätin probiert es selbst aus
Dabei hat die Landrätin offenbar selbst nicht mitbekommen, wie schnell ihre Mitarbeitenden den Auftrag umsetzen. „Ich musste nämlich Sperrmüll beantragen und hatte erst meine Karte händisch ausgefüllt, bis mir dann eine Kollegin gesagt hat – Mensch, da kannst du doch auch alles online machen“, erzählt Klinkert-Kittel im Podcast. „Das war für mich das beste Beispiel, wo wir doch von diesem Papier-Wust ein Stück weit weggehen können und das ganze online bequem von zu Hause aus starten können. (…) Also wirklich eine große Zeitersparnis. Und ich glaube, das ist auch das, was die Bürgerinnen und Bürger von uns erwarten.“
Ergänzung, kein Ersatz
Wichtig ist es für den Landkreis zu betonen, dass das digitale Angebot eine Ergänzung ist, jedoch kein Ersatz für die bisherigen, nicht digitalen Dienstleistungen. „Wir sind ja in so einer Zeit des Umbruchs“, sagt Landrätin Klinkert-Kittel. „Das heißt, wir haben in der Bevölkerung Menschen, die gerne den herkömmlichen Weg weiter beschreiten wollen und ihre Anträge oder auch ihre Dienstleistungen in Papierform weiter haben wollen. Und dann gibt es aber auch Menschen, die sehr gerne digital unterwegs sind. Und wir müssen alle Bevölkerungsschichten und alle Menschen mitnehmen“, so Klinkert-Kittel weiter. „Nicht, dass Menschen denken, jetzt geht alles nur noch online und digital. Das ist ja nicht unser Ziel und nicht unser Sinn, sondern wir wollen beides so lange vorhalten, wie es nötig ist.“
Pandemie als Katalysator
Dass es jetzt so schnell geht mit der Digitalisierung auch intern im Kreishaus, schreibt die Landrätin vor allem der Pandemie zu. „Wir waren beispielsweise als Landkreis Northeim extrem schnell, was das Thema mobiles Arbeiten anging“, sagt sie Rückblickend. „Und unsere IT hat da wirklich hervorragend gearbeitet, 400, 500 Beschäftigte mobile arbeiten zu lassen in der Zeit der Pandemie. Und ich glaube, das war so ein Riesenschritt, den hätten wir ohne die Pandemie in dieser Schnelligkeit nicht geschafft. Und so schlimm diese Pandemie auch gewesen ist, was Digitalisierung angeht, hat das noch mal einen ordentlichen Schub gegeben.“
Auch politische Arbeit digitalisiert
Auch Sitzungen des Kreistages mussten während der Pandemie teilweise online stattfinden. Hinzu kam die Möglichkeit einer Online-Fragerunde für zugeschaltete Bürgerinnen und Bürger. „Wir mussten das dann sehr kurz richtig realisieren und ich glaube, das ist sehr gut gelungen“, so Klinkert-Kittel. Das soll auch nach der Pandemie möglich bleiben. „Gerade im Winter, wenn vielleicht eine Glätte besteht, kann man an der Sitzung teilnehmen und muss nicht sich auf den Weg machen, um zum Sitzungssaal zu fahren“, sagt die Landrätin. „Ich glaube, das ist schon ein immenser Vorteil, der nicht zu unterschätzen ist.“
Workshops für die Fachbereiche
Bei dem Prozess der Digitalisierung sollen alle Mitarbeitenden mitgenommen werden, betont die Landrätin. Gelingen soll das beispielsweise über interne Workshops mit den Experten der jeweiligen Fachbereiche. Maxim Seehagen als Teil des Fachbereichs Digitalisierung, erklärt dabei, wie das funktioniert. „In diesen Workshops erarbeiten wir mit allen Fachbereichen im gesamten Haus, (…) setzen uns mit denen zusammen, machen einen Termin und machen einen total interaktiven Workshop, wo wir eine Strategie für den Fachbereich für das Team erarbeiten und daraufhin auch einen Projektplan. Und idealerweise sehen die Kolleginnen und Kollegen dann diesen Projektplan und sagen; okay, das ergibt Sinn.“
Positive Resonanz
Laut Seehagen wurde ein solcher Workshop bereits mit dem Fachbereich Verkehr durchgeführt. „Und bisher gab es ein total positives Feedback von den Kolleginnen und Kollegen. Das hat mich total gefreut, weil wir natürlich alle nicht wussten; Na, funktioniert es, wird es gut aufgenommen. Und ja, das Gute ist, es wird gut aufgenommen.“
Was schon funktioniert
Auf dem Weg zu weiteren Maßnahmen sammle die Landrätin auch Impulse aus ihren Fachbereichen. „Vielfach kam auch der Wunsch, der Fachbereich und Referate an mich herangetragen, beispielsweise die elektronische Akte einzuführen oder aber die Payment Systeme hier auch beim Landkreis Northeim zu etablieren.“ Laut Seehagen arbeitet schon jetzt ein gutes Drittel mit der elektronischen Akte, „und es werden auch immer mehr“. Dazu gehören der Sozialbereich, die Bauverwaltung, der Fachbereich Schule und Kultur und in den Zulassungsstellen. „In der Einführungsphase befinden sich einmal das Gesundheitsamt und der Bereich Migration und Integration“, so Seehagen. „Auf die ganz lange Sicht ist unser Ziel, dass in der kompletten Kreisverwaltung einzuführen und ganz im Endeffekt dann ein papierlose Büro zu haben.“ E-Payment sei bisher nur bei den Zulassungen im Einsatz.
Wie es jetzt weitergeht
Zum Ende dreht die Landrätin das Interview um und will wissen, was denn bei Maxim Seehagen auf dem Tisch liegt. Also: Was passiert digital als nächstes? Unter sind das die Führerschein-Ausstellung, die Ausstellung einer Fahrerkarte, die Erstattung von Schülerbeförderung, Auskunft aus dem Baulasten-Verzeichnis oder auch das Altlasten- Kataster. „Das sind so ein paar Sachen, die wir jetzt demnächst digitalisieren wollen“. Auch die Online-Terminvergabe soll zeitnah umgesetzt werden. Davon profitieren sollen laut Seehagen die Fachbereich Gesundheitsdienste, die Ordnungs-Angelegenheiten, Migration und Integration und auch Senioren und Inklusion. „Das sind Fachbereiche, die da ein ganz akutes Interesse angemeldet haben. Und da möchten wir dafür sorgen, dass die dann auch voraussichtlich im nächsten Jahr verfügbar sein werden.“
Foto: Archivfoto Landkreis Northeim.