Vor knapp einem Jahr hat die Stadt Northeim stolz den Plan für einen neuen Münsterplatz vorgestellt. Der Entwurf des Architekturbüros sieht vor, den Platz insgesamt in seiner Wahrnehmung zu vergrößern und als zentralen Ort für Veranstaltungen zu etablieren. Bis heute wurde allerdings kein einziger Spaten in die Erde gesetzt. Wann es mit der Sanierung tatsächlich losgeht und wie sich der Entwurf auch aufgrund aktueller Diskussionen verändert hat, stellten Büro und Stadt nun der Presse vor. Bürgermeister Simon Hartmann erklärt außerdem im Video-Interview, wann es tatsächlich losgeht.

Mehr Grün

Die größte Änderung betrifft die Bepflanzung des neuen Platzes. Vorgesehen waren sogenannte Bauminseln, die begehbar rund zwölf auf dem Platz verteilten Bäumen Raum bieten sollten. Diese Inseln wurden nun vergrößert, um eine erweitert und sollen zukünftig hochwachsend begrünt werden. Kritiker hatten sich angesichts des Klimawandels mehr Grünflächen gewünscht, Politik und Verwaltung haben diesen Wunsch an das Architekturbüro weitergegeben – und die nun ihren ursprünglichen Entwurf angepasst.

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Muss das sein? Jaha!

Die Stadt Northeim stellt es so dar, dass sie „die Wünsche und Bedürfnisse der Einwohnenden aufmerksam wahr(nimmt) und (…) diese in die Planung einfließen“ lasse. Dabei geht es aber nicht nur um den Wind der öffentlichen Diskussion, sondern auch die stark gestiegenen Preise. Etwa sieben Millionen Euro wird die Sanierung nach aktuellem Stand kosten, noch einmal rund drei Millionen Euro werden für die Arbeiten unter der Erde fällig. Auch das spielt in der öffentlichen Diskussion eine entscheidende Rolle. Vor allem kommt immer wieder die Frage auf, ob dieses Geld an anderer Stelle nicht sinnvoller einsetzbar wäre. Das ist allerdings viel mehr eine Was-wäre-wenn-Denke mit Blick auf eine sehr instabile Entwicklung der Lage auf der Welt.

Die neuen Grünflächen sollen auch dabei helfen, Wasser zu speichern. Dafür geht allerdings Nutzfläche verloren.

Erst Münsterplatz, dann Innenstadt auf Landesnacken

Denn im Kern geht es der Stadt Northeim bei der Sanierung des Münsterplatzes noch um wesentliche andere Punkte. Denn ein Großteil der Sanierung wird vom Land gefördert. Hier gilt im Rathaus die Devise „mitnehmen, was geht“. Und das gilt auch für die Zukunft. Denn wie Bürgermeister Simon Hartmann am Rande einer Pressekonferenz zum Thema deutlich gemacht hat, ist die Umsetzung der Münsterplatz-Sanierung auch maßgeblich für weitere Förderentscheidungen. Die werden spätestens dann wichtig, wenn es an den Rest der Northeimer Innenstadt geht. Ein sanierter Münsterplatz hat in den Plänen der Stadtverwaltung also nicht nur eine positive Wirkung auf Besuchende und potenzielle neue Anlieger in Form von Geschäften und Gastronomie. Sondern auch das Land hat offenbar signalisiert: „Zeigt uns, dass ihr in der Lage seid, mit unserem Fördergeld etwas umzusetzen“.

Erst Zaster, dann Pflaster

Sollte das nicht gelingen, so zeichnet es Hartmann mit deutlichen Worten, könnte die Stadt Northeim in den kommenden 50 Jahren leer ausgehen, sollte nochmal nach städtebaulichen Fördermitteln gefragt werden. Die Frage des Ja oder Nein stellt sich also längst nicht mehr, auch wenn sie von einigen Bürgern – und überraschenderweise auch aus der Politik – noch immer gestellt wird. Unabhängig davon muss die Kanalsanierung zwischen Breite Straße und Bahnhofsstraße bis 2026 sowieso erfolgen, das gibt der Gesetzgeber so vor. Einzig und allein weitere Verzögerungen könnten dafür sorgen, dass am Ende die Rechnung weiter wächst. Um das zu verhindert, verhandelt die Stadt übrigens mit dem Land noch über weitere Mittel – und nennt diesen Umstand ebenfalls als Begründung für die Verzögerung. Vertretern der Ministerien werden die neuen Pläne am Montag vorgestellt.

Der neue Lageplan zeugt, dass sich die Grünflächen vergrößern und mit mehr Grün genutzt werden.

Nochmal in Zahlen

Aufgrund der „gemischten“ Förderquote für die verschiedenen Programmjahre seit 2018 (2/3 Förderung 90 Prozent Förderung) ergibt sich aktuell eine durchschnittliche Förderquote für die „Gesamtmaßnahme“ von gerundet 78,6 Prozent. Die Entwicklung der Förderquote hängt zudem auch von zukünftig zu bewilligenden Programmjahren ab. Die Stadt würde damit rechnerisch lediglich einen Eigenanteil von 21,4 Prozent der Kosten für den Ausbau des Münsterplatzes selbst tragen müssen.“ Hieraus wird noch einmal deutlich, welche Möglichkeiten den Kommunen mit der Städtebauförderung geboten werden, da ohne diese Förderung eine solche Maßnahme rein aus kommunalen Mitteln kaum finanzierbar wäre“, betont eine Sprecherin.

Wann und wie es losgeht

Auf Nachfrage wird aktuell angenommen (!), dass die ersten Baumaßnahmen zum Ende des ersten Quartals 2023 – also frühestens im April – beginnen. Mitte bis Ende September, so heißt es aus dem Rathaus, soll ein konkreter Zeitplan stehen. Erst dann sind die letzten Abstimmungen durch. Konkret sieht es aber schon so aus: „Die Abfolge der Gewerke ist prinzipiell so, dass der Eigenbetrieb Abwasser (EBA) in den jeweiligen Baufeldern mit seinen Arbeiten beginnt, da hier die tiefsten Bodenhorizonte betroffen sind. Es folgen die Stadtwerke (SWN) und schließlich zum Abschluss die Oberflächen mit Pflasterung, Pflanzungen, Technik und Möblierung. Die detaillierte Reihenfolge der Baufelder und der jeweiligen Arbeitsschritte befindet sich derzeit in der Planung und ist noch nicht abgeschlossen.“

Wer sich am Ende um die Pflege der Grünflächen kümmert, damit sie nicht als Hundeklo und Müllhalde enden, wird sich zeigen. Bisher war das nicht die Stärke der Stadt. Aber dieser Vorschlag führt definitiv zu einem Naturnäheren Bild des Münsterplatzes. Und passt damit auch besser zu Northeim, so die Hoffnung der Verantwortlichen.

Das Problem mit dem Abwasser

Die Stadt Northeim erklärt die Herausforderung mit dem Abwasser in der Innenstadt so: „Der Bereich Münsterplatz / Grafenhof gehört zum Einzugsgebiet des Mischwasserentlastungsbauwerks in der Gardekürassierstraße. Das vollständige Einzugsgebiet umfasst neben dem ursprünglich vorgesehenen Ausbaubereich „Münsterplatz“ auch die Abschnitte von der Einmündung Kurzen Straße bis zum Münsterplatz, den Bereich Bahnhofstraße bis zur Einmündung Gardekürassierstraße sowie den Bereich „Zwinger“.

Die Problematik an diesem Einzugsgebiet ist, dass die Einleitungsbedingungen gemäß gültiger Verordnungslage nicht eingehalten sind, Entlastungsereignisse in der Vergangenheit wiederholt dazu geführt haben, dass Fäkalien, Toilettenpapier und Hygieneartikel in den Ablaufgraben zur Rhume aus dem System ausgetragen wurden und durch ausbaggern beseitigt werden mussten. Ferner ist das Einzugsgebiet historisch gewachsen strukturell defizitär, da keine klare Trennung zwischen den angrenzenden Trennsystemen und dem Mischwassersystem besteht.

Es gibt westlich angrenzend an den Münsterplatz Querverbindungen zur Trennkanalisation in der Medenheimer Straße und Unteren Straße, wo bei entsprechenden Wasserständen im Mischsystem Abflüsse in die Schmutzwasserkanalisation erfolgen, die faktisch nicht gewollt sind und als Fremdwasserquelle zu bezeichnen sind. Aus südlicher Richtung sind wiederum aus den trennkanalisierten Bereichen Anbindungen von der Schmutzwasserkanalisation an das Mischsystem vorhanden, wodurch eine Erhöhung der Schmutzstoffe im Mischsystem resultiert, die wie vor erwähnt über das Abschlagsbauwerk in die Gewässer ausgetragen werden können.

Zu Planungsbeginn wurden die Abwasseranlagen Münsterplatz nebst der angrenzenden Bereiche einer Zustandsuntersuchung und Bewertung unterzogen und umfangreiche Schäden bedingt durch das Alter der Kanalisation, die teils noch aus dem Jahr 1907 datiert, festgestellt. Ferner sind in einem Teilbereich der Bahnhofstraße ebenfalls mischentwässerte Abschnitte vorhanden, die gemäß den Auflagen der Aufsichtsbehörde bis Ende 2026 auf die Trennentwässerung umzustellen sind um die Fremdwassersituation im Schmutzwasserkanalnetz zu reduzieren und das Risiko einer Überlastung der Kläranlage zu mindern.

Das Festhalten am bestehenden Mischsystem ist aus wirtschaftlichen sowie zu erwartenden zukünftig steigenden Anforderungen an den Gewässerschutz und damit verbundenen weiteren Investitionen und Vorbehandlungsmaßnahmen der aus dem Mischsystem entlasteten Wassermengen nicht zielführend. Die gesetzlichen Vorgaben verbieten zudem bereits seit 2009 über das Wasserhaushaltsgesetz die Vermischung von Schmutz- und Niederschlagswasser, was den Neubau von Mischsystemen nicht mehr zulässt. Eine gesetzliche Vorgabe zur Umstellung ist damit nicht verbunden, jedoch werden Investitionen in die Abwasserinfrastruktur über mehrere Jahrzehnte getätigt, da sind entsprechend mit Weitblick Entscheidungen zu treffen. Die Umstellung vom Mischsystem hin zum Trennsystem wird auch im aktuellen Projekt „Münsterplatz“ und weiteren künftigen Folgemaßnahmen in Kombination mit der Stadt und den SWN, wie bereits in zurückliegenden Projekten in der Innenstadt, weiterverfolgt und auch seitens der Aufsichtsbehörde aus den v. g. Gründen unterstützt. Positiv hervorzuheben ist durch die Umstellung auf das Trennsystem im Einzugsgebiet der Gardekürassierstraße, dass dies zu einer Reduzierung der Fremdwasserabflüsse zur Kläranlage beiträgt, den Gewässerschutz verbessert und daraus eine Reduzierung der Rückstauproblematik im nachfolgenden Schmutzwassersystem folgen wird.

Durch die Ausdehnung des Projektumfangs wird die Aufgabe des Mischwasserabschlagsbauwerks in der Gardekürassierstraße zeitnah erreicht. Die damit verbundenen Investitionen in die Abwasserinfrastruktur können dann mit der Abwasserabgabe verrechnet werden, was sich insgesamt positiv auf die Gebührenkalkulation auswirken und zu einer Stabilisierung der Gebühren beitragen wird. Ein weiterer Punkt der zur Entscheidung geführt hat den Projektumfang auszudehnen ist der, dass im Zuge der zurückliegenden Baumaßnahme „B241 Bahnhofstraße / Sollingtor“ seitens der SWN die Gas-/Wasserleitung bis östlich der B3 Kreuzung bereits erneuert wurden, hier erfolgt derzeit der Übergang Neu auf Alt. Das Belassen eines kurzen alten Teilstücks der Gas-/Wasserleitungen zwischen B3 Kreuzung und Münsterplatz würde ein erhöhtes Schadens- bzw. Havarie-Risiko nach sich ziehen. Um dies zu vermeiden, beginnt die Erneuerung der Gas-/Wasserleitung auf Höhe der Kurzen Straße und endet östlich der B3-Kreuzung mit Anschluss an die bereits erneuerten Versorgungsleitungen.“

1 Kommentar

  1. Ich wäre dafür, das der Platz wieder so umgebaut wird wie er damals war. Parkplätze und Bushaltestelle bzw Busparkplatz für Gäste. Dann ist die Innenstadt auch belebter und es können sich wieder Geschäfte und Kaffees und einen Zubehör Laden, wo man Mitbringsel kaufen kann ansiedeln.
    Aber dazu ist Northeim einfach zu dämlich. kein Wunder das Northeims Innenstadt fast ausgestorben ist.

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