Im Landkreis Northeim gibt es seit Anfang Mai 83 Mitfahrbänke. Wer also keine Lust auf Taxi, Bus oder eigenes Auto hat, setzt sich darauf – ähnlich einer Bushaltestelle – und wartet, dass ein Autofahrer vorbeikommt und ihn oder sie mitnimmt. Das Angebot soll den ÖPNV ergänzen, basiert auf Vertrauen – und unterliegt ein paar einfachen Regeln. Mit etwas Verspätung gibt es auch in Northeim zwei Haltepunkte.
Ihren Ursprung fand die Idee für den Kreis Northeim im Rhumetal. Dort hat die Arbeitsgruppe „Wir im Rhumetal“ das Konzept „ins Spiel gebracht“, sagt Harald Möhle aus Katlenburg-Lindau und Mitglied der Projektgruppe. Dabei wurde „schnell gemerkt, dass diese über die Gemeindegrenzen gedacht werden muss“.
Wer schon mitmacht
Sieben Kommunen im Landkreis Northeim (Bad Gandersheim, Bodenfelde, Hardegsen, Katlenburg-Lindau, Moringen, Nörten-Hardenberg und Uslar) haben sich zusammengeschlossen und das Kooperationsprojekt „Mitfahrbänke“ gestartet. Sie haben gemeinsam Kriterien und konkrete Standorte sowie das Aussehen der Bänke abgestimmt. Insgesamt 83 Mitfahrerbänke bieten im Landkreis Mitfahrern nun eine weitere Mobilitätsoption. Wenig später kamen auch zwei in Northeim hinzu.
So funktioniert die Nutzung
Personen, die mitgenommen werden möchten, setzen sich auf die Bank, markieren auf einem Schild, in welche Richtung es gehen soll, und warten bis ein Autofahrer anhält. Sie stimmen sich kurz zu Fahrtziel und dem Verhalten zu Abstand und Hygiene ab und gehen auf gemeinsame Fahrt. Die Beteiligten empfehlen nur Erwachsenen die Mitfahrerbank zu nutzen.
Erste Fahrt
Anfang Mai hat die Projektgruppe mit den beteiligten Kommunen die Mitfahrbänke exemplarisch in Fredelsloh (Stadt Moringen) eingeweiht. Direkt vor Einweihung der Mitfahrbank haben die Anwesenden bereits sehen, wie eine erste Person mitgenommen wurde. „Das wirkt fast wie bestellt, zeigt aber, dass wir genau den richtigen Nerv getroffen haben“ so Heike Müller-Otte, Bürgermeisterin der Stadt Moringen.
Wo die Bänke stehen
Die Bänke stehen an stark besuchten Orten, an viel befahrenen Straßen und sind weithin gut sichtbar. Sie sind teilweise in unmittelbarer Nähe der Bushaltestellen aufgebaut und sollen den ÖPNV ergänzen, besonders in Zeiten einer fehlenden Bedienung. Das Haltestellenhäuschen dient zudem als Witterungsschutz. Aufgrund der Kooperation der Städte und Gemeinden gibt es zu fast jeder Bank eine Gegenbank.
Wer haftet?
Die Bildung von Fahrgemeinschaften erfolgt freiwillig und auf eigene Gefahr. Es werden also keine Gebühren erhoben. Im seltenen Falle eines Unfalls sind die Mitfahrenden automatisch über die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers abgesichert.
Wer bezahlt?
Das Projekt umfasst Kosten von rund 75.000 Euro. Gut 60 Prozent davon wurden aus dem EU-Programm LEADER gefördert, weitere zehn Prozent hat der Landkreis Northeim finanziert. Die verbleibenden Kosten haben die Kommunen selbst getragen. „Weitere Kommunen können gerne dem Netz an Mitfahrbänken beitreten und weitere Bänke aufstellen“, so Uwe Ahrens, Bürgermeister Katlenburg-Lindau und stellvertretender Vorsitzender der Lokalen Aktionsgruppe der LEADER-Region Harzweserland.
Und Northeim?
Dazu gehört auch Northeim. Laut Bürgermeister Simon Hartmann sei es im ersten Schritt für die Stadt Northeim nicht möglich gewesen, an der LEADER-Förderung teilzunehmen. Inzwischen befinden sich an der Gardekürassier-Straße und am Harztor auch in der Rhumestadt zwei Mitfahrbänke.
Interessierte können schon jetzt die Mitfahrbänke nutzen. Eine Übersicht aller Bänke gibt es unter www.harzweserland.de/mitfahrerbank