Gegen Regen hilft nur, ihn auszulachen, unter jedem Tropfen zu tanzen, den Duft zu genießen und abwarten, bis er endet. Wein sorgt für die nötige Geduld. Dass es am Samstag zum Weinfest in Strömen geregnet hat, störte also niemanden. Im Gegenteil.

Ein Kommentar von Christian Vogelbein

Ein Northeimer hat es nicht leicht. Während in Einbeck nicht nur das Eulenfest Touristen in die Fachwerkstatt lockt, wird sich diesseits der Rhume über ein kleines Stadtfest, krumme Pflastersteine und Null-Bock-Stimmung aufgeregt. Wäre da nicht diese drei Tage im Juli, die sieben Weinspezialisten, Livemusik, Stadtführungen. Das ist seit mehr als 20 Jahren das Weinfest in Northeim.

 

Für viele Northeimer – mich eingeschlossen – fühlt sich das kleine Stadtfest noch nicht richtig wie ein Stadtfest an. Das Weinfest jedoch ist mittlerweile so etwas wie das inoffizielle Stadtfest. Mit einer Tradition seit rund 20 Jahren stammt es auch noch aus einer Zeit, als durch die Northeimer Innenstadt ein anderer Wind wehte. Als es noch Kneipen gab und Feste, Feiern und Veranstaltungen wie das große Stadtfest oder „Northeim isst gut“. Als nicht jeden Abend die Polizei gerufen wurde, nicht nach 23 Uhr die Musik ausgeschaltet werden musste und Northeim ein stück lebendiger wirkte. Wirkte!

Neue Zeiten

Heute wird alles in den sozialen Netzen totdiskutiert. Zum Teil mit Recht, denn viel tut sich tatsächlich nicht mehr in Northeim. Gefühlt, den faktisch ist das falsch. Northeim, läuft bei Dir!

Das Weinfest hat die dunkle Zeit überlebt und kommt nun mit in die neue Zeit. Die Northeimer Musiknacht mit Livemusik entlang der Fachwerkstadt war ein deutliches Zeichen. City-Rummel und der neue Weihnachtsmarkt stecken den Rahmen ab. Und das Northeimer Weinfest? Ist die absolute Konstante – und seit ein paar Jahren auf dem Münsterplatz so schön.

In Wein liegt die Wahrheit. Die Northeimer haben diesmal etwas bewiesen: dass sie ihr Weinfest lieben. Denn bei strömendem Regen gingen nur wenige nach Hause, andere gingen trotzdem hin. Der Münsterplatz war immer voller Menschen, in laute und leise Gespräche vertieft. Gekauft wurde die Flasche, nicht nur das Glas. Wenn der Wein erstmal schmeckt, wird er der Begleiter für einen ganzen Abend.

Zufrieden

Die Veranstalter ziehen ihre Schlüsse. Die Besucher waren „wetterbeständig“, sagt Tanja Bittner vom Stadtmarketing. Eine „Wertschätzung“ sei das, die größer nicht sein könnte. Einen Beitrag zum Erfolg „leisteten auch die Musiker Henrike Senger und das Duo Melanie Mau & Martin Schnella sowie die DJ´s Christian Müller und Michael Binding auf der Bühne.“ Das die jeweils um kurz nach 23 Uhr den Strom abdrehen mussten, ist übrig geblieben aus der dunklen Zeit. Aus alter Gewohnheit wurde auch darüber gemeckert, gemotzt und diskutiert. Aber es ist eines dieser Probleme der alten Tage. Denn Northeim kann es auch besser. Und wird es auch tun. Vielleicht.

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