Seit Montag dieser Woche hat auch das Impfzentrum in der Northeimer Stadthalle seine Arbeit aufgenommen. Während die mobilen Teams der Johanniter Alten- und Pflegeheime mit dem Impfstoff anfahren, werden in der Stadthalle die dortigen Mitarbeiter und des Rettungsdienstes geimpft.
Starkes Team
Dunkle Wolken ziehen über den Landkreis Northeim, bei knapp einem Grad über Null fällt den ganzen Tag schon Nieselregen. Kein schöner Tag also, um vor die Tür zu gehen – schon gar nicht während einer weltweiten Pandemie. Dabei gibt es mittlerweile gute Gründe. Seit Montag hat auch das Impfzentrum in der Northeimer Stadthalle seinen Betrieb aufgenommen. Rund 50 Hauptamtliche, Halbtagskräfte und ehrenamtliche Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) betreiben das Zentrum, nachdem sie seit dem 15. Dezember dafür trainiert haben.
Es ist noch kein großes Gedränge im Foyer der Northeimer Stadthalle. Aber ein stetiges Kommen und Gehen. Etwa 120 Impfberechtigte waren am Montag gekommen, am Dienstag erneut gut 80, sagt DRK-Bereitschaftsleiter Frank Beckmann. Er hat in den vergangenen Wochen ein „starkes Team“ aufgebaut, das nun endlich loslegen kann. „Das sind Leute, die wollen und die sofort anpacken.“ Zurzeit ist die erste von drei so genannten Impfstraßen aktiv. Das reicht für gut 200 zu Impfende am Tag. „Dafür reicht derzeit das Personal.“
Wer darf, kommt
Impfberechtigt sind nach wie vor Menschen höheren Alters und Mitarbeiter in der Pflege oder im Rettungsdienst. Um den Prozess des Impfens zu beschleunigen, können Letztere jetzt selbst das Impfzentrum besuchen. „Die meisten sind ja mobil. Wir bekommen von den Einrichtungen Listen mit Namen, die wir dann abtelefonieren und einladen“, sagt Beckmann. Von der bisherigen Imfpbereitschaft ist er begeistert. „Wir merken dabei, dass sich viele umentscheiden, nachdem sie sehen, das andere die Impfung gut überstanden haben.“
Stand Dienstag wurden von den vor einer Woche gelieferten 975 Impfdosen knapp 700 verbraucht. Zudem holen Beckmann und sein Team aus den meisten Dosen sechs statt fünf Impfungen heraus. „Manche Fläschchen sind etwas voller als andere, dann klappt das.“ Man müsse aber abwarten, ob auch die neuen Lieferungen des Impfstoff-Herstellers Biontech für sechs Impfungen ausreichend gefüllt sind.
Mehr oder weniger runder Start
Bis auf ein paar Ausfälle in der Software sei der Start bisher einwandfrei gelaufen. „Das sind allerdings Probleme, die das Land nicht ändern wird und für die wir Lösungen erarbeiten müssen – und haben“, sagt Beckmann. Das gelinge nur mit einem starken Team, und das habe er auf jeden Fall an seiner Seite. Auch die Unterstützung aus der hiesigen Ärzteschaft sei gigantisch. Rund 30 Ärzte finden sich auf der Teilnehmerliste, „die meisten Namen standen schon drauf, als noch nicht klar war, wie viel Geld sie dafür bekommen“, so Beckmann. Es sind übrigens 150 Euro pro Stunde.
Die Impfdosen der ersten Lieferung sind nun allerdings weitestgehend aufgebraucht, spätestens aber zum Ende der Woche. Dann heißt es wieder: Warten auf den Stoff. „Wir sind bereit und gut vorbereitet, haben lange genug geübt und sind hoch motiviert“, so Beckmann. „Was jetzt nur fehlt, ist ausreichend Impfstoff“. Der könnte allerdings schon kommende Woche nachgeliefert werde. Das Land Niedersachsen bereitet eine neue Lieferung mit gleicher Menge vor.
Nur ein kleiner Stich
Beckmann und sein Team sind bereits geimpft, als Mitarbeiter im Impfzentrum gehören sie mit zu den ersten Impfberechtigten. Wann sich endlich auch die breite Öffentlichkeit zum Impfen anmelden kann, weiß er allerdings auch noch nicht. Deshalb sei nun die größte Aufgabe darauf zu achten, dass nur impfberechtigte auch Zugang zum Impfstoff bekommen. „Alles wird genau dokumentiert und muss nachgewiesen werden.“ Der Rest ist Organisationssache: Mal streikt das WLAN, mal kommt jemand nicht zum Termin.
Ergänzt werden die hauptamtlichen Kräften übrigens von rund zehn ehrenamtlichen Kräften, die sich einbringen und engagieren. „Manchmal ist das hier wie ein Ameisenhaufen, alle sind fleißig und bringen sich ein“, so Beckmann. Jeden Abend gibt es ein Abschlussgespräch mit dem Team. Was ist heute gut gelaufen, was nicht so gut. Der Chef selbst ist als DRK-Bereitschaftsleiter übrigens ehrenamtlich tätig und derzeit den ganzen Tag im Impfzentrum im Einsatz. „Das geht nur, weil mein Arbeitgeber – das Autohaus Herrmann – mich für diese wichtige Aufgabe freistellt. Das kann man auch mal erwähnen“. Kann man.