Es sollte eine Demonstration im wahrsten Sinne des Wortes sein. Dimo Emmermann, Inhaber der Fitness-Box Rockfit in Katlenburg, hatte für Montagabend eine Demo an der Grillhütte am Ruhewald in Northeim angemeldet. Titel: Demo „gegen körperliche und soziale Verwahrlosung AUFGRUND des Lockdowns“. „Wir wollen zeigen, dass es möglich ist, auch unter Einhaltung der Hygieneregeln gemeinsam Sport zu treiben“, sagt Emmermann. Ordnungsamt und Polizei waren dabei – und hatten nichts auszusetzen.
Strenge Auflagen
Wie viele Fitnessstudios in der Region, ist auch die Rockfit-Box auf der Katlenburg in Katlenburg seit dem Lockdown komplett geschlossen. Darunter leide die körperliche und seelische Gesundheit nachhaltig, findet Dimo Emmermann. Doch weil sich seit Wochen nichts tut und die Politik keine Lösung findet, will er nun eine anbieten. „Die Demo ist beim Landkreis und der Polizei angemeldet. Beide haben uns strenge Auflagen mitgegeben, die wir einhalten“, kündigte er im Internet an. Dazu gehört das Einhalten eines Mindestabstandes und Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung. Bei der Demo wird geredet und trainiert.
Angemeldet waren 20 Teilnehmer, zehn sind dem ersten Aufruf an die Grillhütter unweit des Ruhewalds gefolgt. „Wir protestieren nicht gegen Corona oder die Maßnahmen. Es ist wichtig, das wir uns schützen“, grenzt sich Emmermann deutlich von Querdenkern und anderen gewaltbereiten Demonstranten ab. „Wir wollen nur aufzeigen, dass vieles im Alltag trotzdem funktionieren kann. Vor allem Sport, der ebenfalls wichtig ist für die körperliche und geistige Gesundheit.“
Ordentlicher Ablauf
Als ordentlich angemeldete Demonstration fand die Kundgebung mit kurzer Trainingseinheit unter den wachsamen Augen des Northeimer Ordnungsamtes und der Polizei statt. Beide hatten jedoch nichts zu beanstanden: Der Abstand wurde eingehalten und auch die Masken wurden über die gesamte Zeit getragen. Desinfektionsmittel stand bereit und bei An- und Abreise wurde ebenfalls auf den Mindestabstand geachtet.
Auf vorbeigehende Spaziergänger wirkte das Szenario wie Sportunterricht unter Polizeischutz. „Vielleicht schaffen wir es ja auch, mit unserer Aktion Menschen dazu zu motivieren, raus zu gehen und etwas für ihre Gesundheit zu tun“, so die Mindest-Hoffnung von Emmermann. Ihm gehe es nicht darum, laut zu sein oder gegen die notwendigen Corona-Maßnahmen zu protestieren. Mit seiner Aktion will er aber gleichsam aufmerksam machen, dass es auch Lösungen gibt, die etwas ermöglichen statt es zu verbieten. Zum Beispiel Sport an der frischen Luft.
Weitere Aktionen
Emmermann will am Ball bleiben. Aktuell prüfe er – auch im Dialog mit den Behörden – welche Aktionen noch möglich sind. Ein gemeinsamer Rundlauf mit Mund-Nase-Schutz und Abstand sei denkbar. „Es geht um die Gesundheit, aber auch um Existenzen. Wir können alle Onlinekurse anbieten, aber die Menschen können und wollen raus. Und so wie ich das sehe, ist das auch möglich“, sagt Emmermann. Ob ihm die Politik dabei folgt?
Das ganze Interview mit Dimo Emmermann gibt es am kommenden Freitag ab 19 Uhr in der neuen Ausgabe Freitag+Northeim.