Vor 30 Jahren bezahlst Du Dein Bier mit D-Mark, die Bee Gees und Michael Jackson stehen in den Charts auf 1. Und das Hotel Deutsche Eiche bekommt eine Kegelbahn. Damals lag das Haus damit voll im Trend – und wurde in Northeim damit zu der Anlaufstelle Nummer eins. Zum Geburtstag erinnern sich Macher und Kegelfans an drei Jahrzehnte Runden, Pumpen und Clubspiele.

Seit Anfang an dabei (v.l): Giesela Köhler, Stefan Köhler, Margret Desenritter und Rainer Köhler

Der Tisch trägt heute nur Geschenke, die Theke ist voll besetzt. Es ist Feierlaune im Hotel Deutsche Eiche. Kegelfreunde und Fans drücken sich die Klinken in die Hand, es gibt belegte Brötchen, ein Bier und, na klar, eine Runde Kegeln. Vor 30 Jahren hat das Hotel angebaut und auf den Trend der 80er gesetzt: Kegeln. Nach dem Brand der Stadthalle fehlte der Stadt ein solcher Ort. Die Entscheidung, am Hotel anzubauen, schien also genau richtig. Zur gleichen Zeit hat Stefan Köhler das Hotel seiner Eltern Stück für Stück übernommen.

Diese voll besetzte Theke spielt bei der Frage nach der Geschichte der Kegelbahn eine besondere Rolle. Denn auch sie gibt es nur wegen eben dieser Neuanschaffung. Und die ist 1987 alles andere als gewöhnlich. Sie ist nach Fertigstellung der vier Bahnen die einzige moderne Kegelbahn im Stadtgebiet. Auch deshalb ist sie vom ersten Tag an komplett ausgebucht, erzählt Hotel-Chef Stefan Köhler. Kegelklubs und Eventfreunde buchten die Bahnen von morgens bis abends.

Wir wagen mit Stefan Köhler eine Analyse. Warum Kegeln früher so attraktiv ist und heute alle lieber vor dem Fernseher sitzen. Warum zum aktiven Kegelsport viel Disziplin gehört, die Kugel selbst aber gar nicht im Mittelpunkt steht. Wir blättern durch das Fotoalbum: heute vor 30 Jahren. Als die Familie die Bahn eröffnet, kommen alle – auch die Zeitung. Der Artikel erscheint eine Woche später, erzählt von der Leidenschaft der Bohlenbahn, dem Gefühl, mit dem sie bespielt werden muss. Schon damals stellen die „Northeimer neuesten Nachrichten“ allerdings fest: „die Kegelbahn ist optimal, beleben aber müssen sie die Kegler selbst.“

Zum Geburtstag sind diese Kegler gekommen. Fast alle, die seit der ersten Stunde mit dabei waren, sind es auch heute. Die Gäste heute sind vor allem Kegelklubs. Einer davon, erzählt Köhler, hat vor ein paar Wochen erst sein 50-jähriges Bestehen gefeiert.

Die Zukunft

Was in 30 Jahren passieren kann, zeigt ein Blick auf die Anzeigen des Zeitungsartikels: die meisten Unternehmen, die damals einen Pinsel und einen Hammer in die Hand genommen haben, gibt es heute nicht mehr. Gleiches gilt für die Kegler. Es gibt sie nicht mehr, zumindest nicht in gleicher Zahl. Die Leidenschaft blieb auf der Strecke oder bei denen, die vom ersten Tag an dabei gewesen sind. Eine Nachfrage bei den Geburtstagsgästen bringt Antworten. „Wir kommen vor allem wegen der Geselligkeit“, heißt es dann. Ein Prost auf 30 Jahre Kegeln. Die Gruppe, die es sich am Tisch bequem gemacht hat, kommt fast seit der ersten Stunde. Zum Bier für 2,20 Euro, zur Kegelbahn für 15 Euro die Stunde. Mit dem Kegelklub, einmal im Monat. Regelmäßig und mit Disziplin.

Klar: Beinarbeit ist wichtig. Aber Gekegelt wird vor allem mit dem Kopf. Metaphorisch, natürlich.

Was sie heute zusammenhält, ist die Freundschaft rund um die neun Kegel. Wenn alle umfallen, wurde früher eine Runde geschmissen. Das gehörte sich so. „Ist heute aber auch kaum noch so“, sagt Stefan Köhler. Heute könnte niemand mehr alleine von einer Kegelbahn leben. Für den Hotelbetrieb ist aber trotzdem mehr als eine Spielerei. Durch die Theke wurde das Tagesgeschäft belebt, inzwischen ist sie zugleich auch Rezeption.

Der 40. Geburtstag soll auf jeden Fall auch gefeiert werden. Auch dann sollen die treuen Kegler wieder mit dabei sein. Und geht es nach Stefan Köhler, auch der eine oder andere neue Kegler. Denn heute genießen viele einen gemeinsamen Abend auf der Bahn. Auch, wenn es nicht mehr so viele sind wie vor 30 Jahre. Und so eine Kegelbahn gibt es so eben nur hier. Den Rest, das wusste die Zeitung schon damals, erledigen die Kegler.

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