Moin Northeim.

In der vergangenen Woche haben sich Menschen aus Northeim mit großer Sorge an mich gewendet.

Es geht dabei um die Tafel in Northeim. Im Gespräch kritisieren ehemalige Mitarbeiter vor allem die Betriebsleitung scharf.

Sie sprechen von einem respektlosen und zum Teil rassistischen Ton. Und davon, dass es die Tafel mit der Gemeinnützigkeit nicht immer so genau nimmt.

Der Vortstand, so der Vorwurf, wisse darüber bescheid – tue aber nichts.

Das sind die Vorwürfe

Ich habe mir die Anschuldigungen angehört. Auch der Northeimer CDU-Politiker Lukas Seidel ist mit am Tisch – und will damit vielleicht auch den politischen Diskurs starten

Bisher sind es aber nur Vorwürfe. In Teilen ohne einen klaren Beweis.

Die Anschuldigung: Es geht darum, dass einzelne Mitarbeiter Waren, die laut Satzung für die Bedürftigen sind, selbst behalten oder untereinander weiterverkaufen. Es geht darum, dass Kunden rassistisch beleidigt werden. Und auch die Mitarbeiter werden zum Teil hart angegangen.

Es sind Anschuldigungen von enttäuschten und gekränkten Mitarbeitern der Tafel. Es stellt sich also die Frage: Geht es hier nur darum, jemanden persönlich eine auszuwischen. Oder steckt doch mehr dahinter?

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Das sagt der Vorstand

Mitgleider im Vorstand sind Wolfgang Bauer, Vorsitzender und Zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Silke Wolter, 2. Vorsitzende und Organisatorin, Jörg Müller als Kassenwart, sowie als Beisitzer Rosemarie Elsaesser, Hannelore Fichtner, Karsten Kaune, Malte Schober, und Friedhelm Schütte.

Der aktuelle Vorstand der Northeimer Tafel. Quelle: northeimer-tafel.de

Ich treffe mich mit Wolfgang Bauer direkt in der Tafel. Die Stimmung dort ist locker, die Mitarbeiter erinnern sich an meinen ersten Besuch vor über einem Jahr. Nur wenige Gesichter sind neu.

Das Gespräch findet unter vier Augen statt. Die Stimmung ist angespannt, aber offen.

Was sagt also der Vorstand zu den Anschuldigungen. Zu einer möglicherweise vergifteten Stimmung unter den Helfern, den Mitarbeitern und der Betriebsleitung?

Wir sitzen am großen Gemeinschaftstisch. Hier wird gemeinsam gefrühstückt, geredet und gelacht. Vergiftete Stimmung? Wenn, dann nur hinter vorgehaltener Hand.

Schwierige Situation

Klar sei, sagt Bauer, dass es in jedem Betrieb zu Spannungen käme. Vor allem in einem Betrieb wie der Tafel, der zum Teil aus ehrenamtlichen Kräften besteht. Und jenen, die dort arbeiten, weil sie zum Beispiel Sozialstunden ableisten müssen. Menschen mit unterschiedlichen Charaktern, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Motivation.

Wolfgang Bauer spielt den Ball aber auch zurück und betont, das einige der Stimmen, die sich gerade zum Beispiel in sozialen Netzwerken Luft machen, selbst für Unruhe in der Tafel gesorgt hätten.

Die Person sei bekannt, war zuletzt im August des vergangenen Jahres als Mitarbeiter in der Tafel unterwegs, erklärt Bauer. Es sei immer wieder zu Streitigkeiten gekommen, Vermittlungsversuche seien aber gescheitert – das bestätigen mir gegenüber beide Seiten. Er wurde seit dem gebeten, die Tafel nicht mehr zu betreten.

Die öffentliche Darstellung des Betriebsleiters

Das sich der Betriebsleiter ebenfalls in den sozialen Medien befindet und dort zum Teil rechtsradikale Verschwörungstheorien verbreitet, bestätigt Wolfgang Bauer hingegen.

Dazu haben es intern auch eindringliche Gespräche gegeben – mit Ausblick auf Besserung. Fakt ist aber auch, dass das Profil – anders als im Vorstand vereinbart – erst am Nachmittag des 15. März gelöscht wurde. Also nach dem Interview.

Auch, dass der Betriebsleiter als Mitglied im Vorstand für seine Arbeit Geld bekommt, bestätigt Wolfgang Bauer. Das sei aber – nach Rücksprache mit dem Finanzamt – rechtlich kein Problem.

Thema ist bekannt

Das sich diese politische Einstellung aber auch im Tafelalltag abspiele, verneint Bauer ausdrücklich. „Es kommt schon mal ein rauer Ton vor, aber da ist nichts dabei.“ Auch die Vorwürfe der Vorteilsnahme weist er entschieden zurück.

Es komme aber vor, dass bestimmte Waren nicht an die Bedürftigen ausgegeben werden können. Zum Beispiel, weil die Stückzahl es nicht hergibt. „Es macht keinen Sinn, fünf Stück Butter in die Verteilung zu nehmen“, sagt Bauer. Dies wird dann intern an Mitarbeiter verkauft, die ebenfalls berechtigt sind, bei der Tafel einzukaufen.

Grundsätzlich sei es auch nur Mitarbeitern mit Berechtigung gestattet, Waren von der Tafel anzunehmen, betont Bauer.

Eine Aussage, die sich nicht mit dem deckt, was mir ehemalige Mitarbeiter sagen. Sie hätten Waren angeboten bekommen und diese auch gekauft. Auch an weiterer Stelle wird mir von Mitarbeitern bestätigt, dass Sie  Waren angeboten bekommen, aber abgelehnt haben. Ob dies in Einzelfällen passiert ist oder gängig ist, lässt sich nicht feststellen.

So wird es weitergehen

Wolfgang Bauer könne allerdings den Vorwurf nicht verstehen, dass der Vorstand untätig sei. Mehrmals die Woche wären Mitglieder selbst im Betrieb. Monatlich finden Gespräche statt. In den vergangenen Jahren hätten bisher nur zwei Beschwerden den Vorstand direkt erreicht. „Sonst bekommen wir etwas nur über dritte mit“, sagt Bauer. Er betone aber, dass der Vorstand für jeden Mitarbeiter ein offenes Ohr habe.

Im April wird es eine Jahreshaupversammlung geben. Dort werden wohl auch diese Themen offen auf den Tisch kommen.

Klar sei aber auch, dass die Tafel nicht irgendein Betrieb ist. Kompromisse müssen an jeder Stelle gemacht werden. Offenbar auch zwischenmenschlich.

Eine Einschätzung

Es wird deutlich: Der Ton bei der Tafel in Northeim ist rau. Das hat offenbar Gefühle verletzt. So sehr, dass darüber geredet werden muss.

Es wird aber auch deutlich, dass sich in der Betriebsführung offenbar gewisse Eigendynamiken entwickeln haben. Die schaden jedem Beteiligten auf lange Sicht.

Also: Persönliche Vendetta oder echte Misstände? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

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7 Kommentare

  1. Wer sind Sie? Wenn man eine Behauptung in die Öffentlichkeit stellt, sollte man doch so fair sein und mit seinen Namen unterschreiben. Ich arbeite seit 1,5 Jahren Ehrenamtlich für die Tafel. In jeder Firma gibt es Missverständnisse. Aber was jetzt im Net geschrieben wird, ist eine Hetzte gegen die Arbeit, die von vielen geleistet wird. Ob Ehrenamtlich oder 1 Euro Job
    . Wer sortiert schon gern Matsch und Gammel? Es gib so viele Menschen die dankbar dafür sind und auch einen guten Umgangston haben. Und genau dafür steht man gern und sortiert die Ware . Es gibt in jeder Gesellschaft Menschen die alles in Frage stellen! Und negative Äusserungen in die Welt setzten weil sie selber mit sich nicht im reinen sind. Bzw. Nicht die Anerkennung bekommen haben, die sie sich gewünscht haben.
    MM

    • Es gibt aktuell nur einen Autoren. Und der behauptet nicht, sondern berichtet. Es ist aber klasse, dass sie sich äußern. Die Arbeit der Tafel ist enorm wichtig für die Gesellschaft.

  2. Rassistisch? Leute schaut mal einen Blick hinter die Kulissen…da arbeiten Muslime, Russen, Deutsche alles mit dabei… da ist jemand mal ein grobes Wort zu viel und ist es gewohnt mit Samthandschuhe gestreichelt zu werden man sollte sich was schämen die harte, ehrenamtliche Arbeit der Menschen so runter zu machen! Tfuii ehrlich! Erst einstecken und dann sowas verbreiten!

  3. „Das sich der Betriebsleiter ebenfalls in den sozialen Medien befindet und dort zum Teil rechtsradikale Verschwörungstheorien verbreitet, bestätigt Wolfgang Bauer hingegen.“

    – 1. Vorsitzender und ehemaliger Gemeindeleiter(Pfarrer) der Christuskirche (Babtisten)
    Herr Bauer wusste also darüber Bescheid und blieb untätig. Die Frage die sich mir stellt ist wielange der Vorstand schon Bescheid weiss? Das sind wohl unteranderem die christlichen Werte die man bei den Babtisten vermittelt bekommt.
    Rechtsradikale Verschwörungstheorien sind hinnehmbar? Traurig das es sowas noch gibt in der heutigen Zeit.

    Wenn das schon länger als 4 Wochen bekannt ist sollte der gesamte Vorstand sich die Frage stellen ob ein weiterarbeiten überhaupt noch Zielführend für die Tafel und damit letztendlich für den Bedürftigen ist.
    Der scheint dort schon lange nicht mehr oberste Priorität zu sein.

    Und ich sehe gerade das Malte Schober im Vorstand vertreten ist.
    Herr Schober äußern Sie sich doch als Vertreter der Stadt zu diesen Dingen. Seit wann wissen Sie Bescheid?
    Liebäugeln Sie lieber mit dem Gedanken ihre Tätigkeit im Stadtrat niederzulegen falls Ihnen diese Problematik in der Tafel und um den Betriebsleiter schon länger bekannt ist.

  4. Wenn „Richter“ richten ohne den Angeklagten zu hören…
    Ich arbeite seit langem bei den Tafeln;erst in meiner Heimatstadt,jetzt in Northeim.
    Unsere Arbeit ist schwer; körperlich und oft auch mental.
    Wir stellen uns auf neue Kollegen ein; wie schon erwähnt; Praktikanten,1 E Jobber;Stundenarbeiter und viele mehr.
    Dazu Kunden mit ihren Sorgen und Nöten.
    Wir arbeiten miteinander und manchmal auch gegeneinander.
    Wie das so ist im ganz normalen Leben.
    Die genannten Anschuldigungen kommen laut Beitrag interessanterweise von „ehemaligen“ Mitarbeitern.
    Hinterfragt niemand wieso ehemalige Mitarbeiter so reagieren?
    Wieso sie nicht mehr zurTafel kommen „dürfen“; und auf diese Weise nun Rache nehmen.
    Stattdessen wird auf die rechte Gesinnung des Betriebsleiters herumgehackt.
    Wo waren diese Stimmen bei den AFD Kundgebungen?
    Aber ein einzelner Mensch kann sich nicht gut wehren;ganz besonders nicht wenn die Öffentlichkeit durch falsche Informationen aufgehetzt wird und so unwissentlich einen Rachefeldzug anfeuert.
    Wir als Tafelmitarbeiter stehen hinter unseren Betriebsleiter und unseren Vorstand.
    Unsere Mitarbeiter kommen aus aus aller Herren Länder;was den Kundenkontakt oft erleichtet.
    Wir helfen oft genug bei Papieren;Weiterleitung an Beratungsstellen,und einiges mehr.
    Alles Dinge die keiner sehen will.
    Wo sind die Menschen die uns in schlechtes Licht rücken und Meinungen ungeprüft glauben und weitertragen?
    Kommen Sie als ehrenamtliche Helfer zu uns und schauen selbst hinter die Kulissen.
    Sie werden Menschen erleben die wie in einer ganz normalen Firma schwere Arbeit leisten.
    Die sich manchmal streiten und sich morgens zur Begrüßung umarmen.
    Die auch ihre Sorgen und Probleme haben.
    Nur…wir bekommen kein Geld dafür.Und kaum Anerkennung.
    Und nun einen Kübel Häme und Sch…. auf unser Haupt und unsere Arbeit.
    Wir sind kein Blumenkränzchen in dem Friede,Freude;Einigkeit herrscht.
    Wir sind eine Truppe von unterschiedlichen Menschen die gemeinsam dort anpacken wo Hilfe gebraucht wird.
    Die sich immer wieder neu zusammen raufen.
    Die eine sehr schmutzige Arbeit machen und Kunden immer wieder enttäuschen müssen weil nicht genug Ware da ist.
    Das sieht keiner.
    Mitglieder unseres Vorstandes sind mehrmals in der Woche vor Ort;
    verschaffen sich einen Überblick;
    haben ein offenes Ohr.
    Unser Betriebsleiter hat während der Tafelarbeit keine rassistische Äusserungen von sich gegeben; ganz im Gegenteil ist er einige Male sehr böse beschimpft und beleidigt worden und dabei ruhig geblieben.
    Unsere Vorarbeiterin ist eine gläubige Muslima die immer für uns da ist.
    Wer will wie beurteilen ob Herr Bauer untätig blieb
    ;haben Sie werter Schreiber; hinter ihm gesessen und ihn auf Schritt und Tritt beobachtet?
    Wohl eher nicht.
    Sie verbreiten Dinge von denen Sie keine Ahnung haben;deren Hintergründe und Arbeit Ihnen nicht bekannt sind.
    Wo, werter “ Richter“ helfen Sie der Gemeinschaft, und mit welchem Recht richten Sie über die die es tun?!
    Uns als Mitarbeiter hat keiner gefragt.
    Janke B.R.

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