Fußgänger und Fahrradfahrer am Rhumedamm staunten am Samstagmorgen. Die im Februar von der Stadtverwaltung gesperrte Rhumebrücke war kurzzeitig wieder frei passierbar. Auf Nachfrage bestätigt ein Sprecher im Rathaus: Die Kosten für die Absperrung passen nicht mehr in den Haushalt und mussten abgebaut werden. Nachdem Ratsmitglieder von CDU und FPD auf die Lücke hingewiesen hatten, spielten sich nur eine Stunde nach Bekanntwerden eigenartige Szenen ab. Ein hochrangiges Mitglied der Stadtverwaltung klebte sich an der Brücke fest.
Bürgermeister protestiert gegen hitziges Politik-Klima
In der Folge war es nicht mehr möglich, die marode Brücke zu passieren. Gegen Mittag klärte sich die Identität des Brücken-Klebers. Es war Bürgermeister Simon Hartmann. „Wenn der Rat fordert, dass wir diese Lücke schließen, sind wir konsequent“, teilte das er mit festgeklebten Händen den anwesenden Pressevertretern mit . „Wenn der Haushalt es nicht hergibt und der Rat der Verwaltung die Hände festklebt, dann muss ich natürlich reagieren“, so Hartmann. Die hinzugerufenen Beamten der Northeimer Polizei sicherten die Protestaktion ab, die allerdings nicht angemeldet war.
Polizei verhandelt ergebnislos
Gutes Zureden reichte nicht. Auch ein Angebot, das Polizei-Drogenspür-Lama „Karsten“ zu streicheln, schlug der Klima-Kleber aus. Die Beamten alarmierten schließlich die Feuerwehr mit dem Auftrag, die Hände des Bürgermeisters von der Brücke zu entkleben. Die hinzugerufenen Orts- und Stadtbrandmeister Rouven Goldberg und Bernard Krzepina wirkten sichtlich irritiert, denn der Bürgermeister – und damit ihr Chef – untersagte beiden zunächst, einzugreifen. „Wir haben als Stadtverwaltung einen klaren Auftrag und einen kreativen Vorschlag gemacht, eine neue Brücke zu finanzieren“, führte Hartmann unter lauten Klingelgeräuschen der wartenden Fahrradfahrenden aus. Mittlerweile hatte sich in Richtung Sultmer eine lange Warteschlange wütender Radfahrer und Fußgänger gebildet.
Fahrradfahrer und Fußgänger wütend
An diesem Vorschlag halte Hartmann sprichwörtlich fest, zur Not mit Kleber. Erst, wenn der Rat seine Zustimmung gebe, wolle er den Protest einstellen. Spätestens dann, wenn sich die Politik um die Finanzierung einer neuen Absperrung bemühe. „Wenn drei Tage nach der Begehung in der Zeitung steht, dass die Brücke marode ist, dann ist sie es auch. Dann müssen wir sie sperren. Niemand darf sie überqueren“, rief Hartmann, während die Beamten ihn mit Babyöl und Spachtel von der Brücke lösten. Am Nachmittag war die Stadt nicht zu einer Stellungnahme bereit. Wir berichten nach.