Am Rande der Feuerwehr-Übung Ende November am Wohnquartier in Northeim, haben die Einsatzkräfte einen weiteren Test durchgeführt. Auf dem Weg zru Einsatzstelle wurde ein Unfall mit einem Fahrradfahrer simuliert.

Der verletzte Fahrradfahrer wurde realistisch geschminkt und lag auf der Straße, das Unfallauto stand mit Warnblinkanlage daneben. Übungsbeobachter hatte die Aktion am Rande im Blick. Was als Herausforderung für die Einsatzkräfte gedacht war, wurde zum Schaubild für Hilfsbereitschaft aus der Northeimer Bevölkerung.

„Können wir helfen?“ war eine der vielen Fragen, die von Autofahrern, Passanten und den Busfahrern gestellt wurde. Dafür gab es Lob von der Feuerwehr. „Das ist ein positives Signal aus der Kreisstadt“, sagt Konstantin Mennecke, Sprecher der Kreisfeuerwehr.

Zuletzt waren bei einem Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 248 bei Wiebrechtshausen Anfang Oktober zahlreiche Autofahrer an dem Unfall vorbeigefahren, ohne zu helfen.

„Grundsätzlich gilt: Durch unterlassene Hilfeleistung macht man sich nicht nur strafbar. Es ist für die betroffene Person auch ein schreckliches Gefühl, wenn niemand hilft“, so Mennecke. Die Feuerwehr empfiehlt in solchen Situationen, erstmal die Unfallstelle abzusichern und sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. „So schwer es in dem Moment auch ist: Ein kühler Kopf und besonnenes, umsichtiges Handeln sind wichtig. Hier hilft vor allem ein regelmäßig aufgefrischter Erste-Hilfe-Lehrgang.“

Erst nach der Sicherung sollte der Notruf gewählt werden. „Die umfassend ausgebildeten Mitarbeiter unserer Einsatzleitstelle sorgen dafür, dass sie alle notwendigen Informationen erhalten, schnellstmöglich die Rettungskräfte kommen und können bei der Erstversorgung der Patienten am Telefon unterstützen“, sagt der Feuerwehr-Sprecher.

Der größte Fehler sei aber; wegschauen, weggehen, wegfahren.

Ersthelfer Alarmsystem

Passend dazu plant der Landkreis Northeim ein System, um mögliche private Ersthelfer in der Nähe eines Notfalls direkt dorthin alarmieren zu können. So soll die Zeit überbrückt werden, bis Rettugskräfte mit Ausrüstung am Einsatzort sind. Denn auch der schnellste Rettungswagen kann erst nach einer gewissen Zeit beim Patienten ankommen.

Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung für die Einführung eines Alarmierungssystems gestimmt. Die Initiative geht auf einen Antrag der SPD-Fraktion zurück. Für die Einführung stehen in den kommenden zwei Jahren insgesamt 60.000 Euro zur Verfügung. In einem Vergabeverfahren wird zunächst ein Anbieter ausgewählt. Derzeit existieren in Deutschland vier verschiedene Systeme.

Funktionieren soll das ganze per Handy-App. Ersthelfer, die sich vorher qualifiziert und registriert haben, werden alarmiert, wenn sie sich in der Nähe eines Notfalls befinden. Dazu wird der Ersthelfer über das Handy geortet, was er vorab natürlich erlaubt hat. Im Notfall werden so neben dem Rettungsdienst und dem Notarzt also auch Ersthelfer alarmiert, die sich in der Nähe des Einsatzortes befinden.

Bei einem Herzkreislauf-Stillstand beispielsweise verringert jede Minute ohne Hilfe die Überlebenschancen des Betroffenen um zehn Prozent, warnt der Landkreis in einer Mitteilung. Zwischen Auftreten des Notfalls und dem Beginn qualifizierter Maßnahmen vergeht also zu oft zu viel Zeit. Ersthelfer-Alarmierungssysteme haben das Ziel, diesen therapiefreien Intervall zu verkürzen und damit die Überlebenswahrscheinlichkeiten der Patientinnen und Patienten zu erhöhen.

Foto: Kreisfeuerwehr Northeim/Mennecke

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