Musik, Tanz, Kunst und Clownerie – alles das gab es in diesem Jahr jeden Samstag auf dem Northeimer Wochenmarkt. Doch damit ist jetzt Schluss. Das Projekt „Wochenmarkt WOW“ ist an vergangenen Samstag ausgelaufen und das Fördergeld vom Land verbraucht. Zum Abschied gab es viel Applaus, etwas Wehmut – und sehr wenig Hoffnung auf eine Fortsetzung.
Zum Abschied großes Publikum
Zum Abschied schlüpfte der Künstler Georg Morgenthal in die Rolle des „Hironimus“ und jonglierte, trickste und klamaukte noch einmal sein komplettes Programm rauf und runter. An diesem ersten Samstag der Herbstferien waren viele Menschen in die Innenstadt gekommen, nicht nur auf dem Markt. Wer das auch in der Vergangenheit tat, sah entweder Künstler künstlern, hörte Musiker musizieren oder durfte sogar selbst in irgendeiner künstlerischen Form mitmachen.
Sieben Künstler aus Northeim
Mit dem „Wochenmarkt „WOW““ hat die Stadt Northeim die Hildersheimer Clusteragentur damit beauftragt, etwas Leben auf den altehrwürdigen Markt am Samstag zu bringen. Rund 95.000 Euro hat es gekostet, von April bis Mitte Oktober 48 Kunstschaffende nach Northeim zu holen, um an insgesamt 31 Veranstaltungstagen Zirkus, Zauberei, Kreativaktionen, Stelzenlauf, Literatur, Walk-Acts, Comedy und Musik zu präsentieren. Siebenmal hatten die Künstlerinnen und Künstler einen kurzen Weg, denn sie kamen aus Northeim. Der Rest besuchte den Marktplatz aus den Regionen von Göttingen bis Hannover, vor allem aber aus der Agentur-Heimatstadt Hildesheim.
Kunst und Spektakel auf dem Marktplatz
Zusätzlich zu den Samstagen traten in den Sommerferien unterschiedliche Künstler auch am Markt-Mittwoch auf. Für Bürgermeister Simon Hartmann sie es mit der Aktion gelungen, die Kulturszene „in den Fokus auf dem Wochenmarkt zu rücken.“ Er und sein Team hätten sich demnach gezielt für den Samstag entschieden, um „diejenigen, die da sind, weiter zu begleiten, damit noch mehr Menschen den Wochenmarkt besuchen.“ Kritiker warfen der Veranstaltung vor, mit der Aktion einen eh schon stark besuchten Wochenmarkt zu fördern, während den Rest der Zeit die Stadt leer ist. Laut Hartmann sei das Feedback inzwischen aber „durchweg positiv“ und wahrgenommen als „Bereicherung für die Northeimer Innenstadt“.
Northeimer wollen Fortsetzung, aber…
Das bestätigt auch Rahel Tiemeyer, die Projektleiterin seitens der Cluster Projekte GmbH, die aus gesundheitlichen Gründen zum Abschied nicht dabei sein konnte. „Wir haben an den letzten Veranstaltungstagen Feedback der Marktbesuchenden gesammelt. Das Fazit ist: Die Northeimer:innen wünschen sich eine Fortsetzung.“ Zumindest in dieser Form wird das allerdings nicht passieren, sagen Bürgermeister Hartmann und Sarah Pauly, Stadtplanerin der Stadt Northeim.
Stadt zahlte nur zehn Prozent
Das „Northeimer Wochenmarkt WOW“ wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert, als Teil der Reaktion der EU auf die Covid-19-Pandemie, bereitgestellt durch die NBank. Die Stadt Northeim musste „nur“ zehn Prozent dazulegen, also rund 10.000 Euro. Zum jetzigen Zeitpunkt kann und will die Stadt den vollen Preis nicht übernehmen, um die Aktion fortzusetzen. „Wir sind froh, das Wochenmarkt WOW gehabt zu haben. Es hat einen neuen Blickwinkel auf die Innenstadt ermöglicht“, sag Pauly und fügt wehmütig hinzu: „Es wird uns demnächst etwas fehlen.“
Für diese Summe nicht mehr machbar
Laut der Stadtplanerin hoffe man nun, „einen Weg zu finden, es irgendwie weiterzumachen“. Denn, da sei sie ehrlich, möglich sei das Wochenmarkt WOW nur dank der Fördergelder gewesen. Es sein damit auch eine Art Test möglich gewesen, sagt Pauly. „Die Intention war zu gucken, ob es funktionieren kann.“ Möglich seien zum Beispiel monatliche Veranstaltungen mit regionalen Künstlerinnen und Künstlern. Nur eben nicht für 95.000 Euro, die laut Bürgermeister Hartmann „gemessen am Aufwand und dem, was wir bekommen haben, gerechtfertigt sind.“
Wochenmarkt WOW hat gewirkt
Denn vertraut man den Auswertungen der Umfragen und dem Feedback der Besuchenden, hat das WOW tatsächlich einen positiven Effekt für die Northeimer Innenstadt bewirkt. Laut Karen Neubauer von Cluster, die die erkrankte Rahel Tiemeyer vertrat und mehrfach betonte, dass ihr Ruhm und Applaus gelten müssen, haben viele Northeimerinnen und Northeimer aus Neugierde über das Projekt gezielt den Markt besucht oder sind extra dafür wiedergekommen. „Die Besuchende haben das WOW als Bereicherung für den Markt eingeschätzt und fühlte sich fast immer vom Angebot auch angesprochen.“
Auch Marktbeschicker sind begeistert
Mit aufs Zielfoto am Ende durften auch die Marktbeschicker, die laut Hartmann und Neubauer von Anfang an mit einbezogen wurden. „Ich erinnere mich an den ersten Termin vor Ort, als Rahel Tiemeyer wirklich von Stand zu Stand gegangen ist und sich persönlich vorgestellt hatte“, erzählt Neubauer. Und auch Bürgermeister Hartmann kennt als Ur-Northeimer „seinen“ ehrwürdigen Markt. „Es brauchte diesen Mut, auch der Marktbeschicker, ein neues Element auf den Markt einzubringen.“ Für die Mitarbeitenden der Agentur sei es ein „sehr lebendiges Projekt“, gewesen, das „toll in Northeim aufblühte.“ Nur eines ist am Ende nicht gelungen: Zu bleiben.