Das Loch in der Überland-Gasleitung bei Nörten-Hardenberg war nur vier Zentimeter groß. Trotzdem beschäftigte es Feuerwehr, Einsatzkräfte und technische Helfer fast 12 Stunden.

Bei Bauarbeiten wurde die Leitung beschädigt. Einfach abdrehen war allerdings keine Option; weite Teile Südniedersachsens – Haushalte und große Betriebe – stünden plötzlich ohne Gasversorgung da.

Wie also lässt sich eine solches Loch stopfen, während unter hohem Druck Gas ausströmt? Wir haben die Experten gefragt, die es am Abend schließlich hinbekommen haben.

Und zwar so.

Zuständig für die Leitung ist EAM. Wir sprechen mit Michael Horstmann als Verantwortlichen für die Hochdruckleitungen.

Als der Schaden an der Leitung bekannt wurde, hat bei der EAM sofort ein Krisenstab die Planung verschiedener Reparatur-Lösungen übernommen. „Eine Variante, für deren Umsetzung wir uns entschieden, ist das sogenannte Stopple-Verfahren“, sagt Horstmann

Und so haben sie es gemacht: „Statt das Gas abzustellen, um das Loch zu schließen, haben wir zunächst eine Umleitung um die defekte Stelle herum gebaut. Gleichzeitig wurde der Leitungsdruck von acht Bar um fast die Hälfte herabgesetzt, um den Gasaustritt zu reduzieren“

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Und weiter: „Mit dieser Zusatzleitung konnten wir für unsere Kunden die Gasversorgung aufrechterhalten und das beschädigte Leitungsstück austauschen. Dazu wurde vor und hinter der Schadstelle ein dem Verfahren namensgebende Stopple (Dichtelemente) in die Rohrleitung eingesetzt, um die Bruchstelle abzudichten“

Glückliche Umstände

Fast 100 Meter Ersatzleitungen kamen zum Einsatz.

Damit dieses Verfahren überhaupt genutzt werden konnte, musste eine Spezialfirma aus Salzgitter anreisen. „Es hätte auch sein können, dass die Firma nicht verfügbar ist oder notwendige Spezialteile nicht auf Lager sind. Dann hätten wir eine andere Lösung verfolgt – und zur Not auch die Leitung vorübergehend abgeschaltet. Aber das wollten wir im Sinne des Kunden auf jeden Fall vermeiden“, erklärt Horstmann.

Gemessen an der Größe des Schadens, sei die Reparatur schnell über die Bühne gegangen. Rund acht Stunden lang strömte das Gas aus der Leitung.

„Mit diesem speziellen Verfahren konnten wir trotz des erheblichen Schadens an der Leitung die Versorgungssicherheit für Privat- und Industriekunden in weiten Teilen Südniedersachsens aufrechterhalten“, betont Jörg Hartmann, Geschäftsführer der EnergieNetz Mitte.

Enge Zusammenarbeit

Auch der Geschäftsführer hebt die gute Zusammenarbeit der Akteure vor Ort hervor, zu denen die Feuerwehr Nörten-Hardenberg und die technische Einsatzleitung Northeim gehören.

Die haben laut Feuerwehr-Sprecher Konstantin Mennecke während der gesamten Zeit das Einsatzgebiet unter anderem mit einer Drohne überwacht. Gleichzeitig stand zu jeder Zeit ein Löschtrupp bereit, sollte sich das Gas doch entzünden.

Um 21.35 Uhr waren die Reparaturarbeiten abgeschlossen. Neben den Experten der EAM waren auch externde Dienstleister im Einsatz, um das Problem zu lösen. Das Foto zeigt Jörg Weinke (Weinke Rohrbau, li.) und Andreas Schulz (EAM) beim Aufbau der provisorischen Ersatzleitung.

Foto: EAM

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