Die Stadthalle in Northeim wird Impfzentrum. Das Land Niedersachsen hat nun das eingereichte Konzept vom Landkreis Northeim und der Stadt Northeim genehmigt. Die ersten Vorbereitungen dazu haben schon begonnen. So geht es jetzt weiter.
Konzept genehmigt
Am Freitagnachmittag kam die Email mit der Zusage aus Hannover im Kreishaus an, berichtet Landrätin Astrid Klinkert-Kittel. Innerhalb kürzester Zeit habe die Kreisverwaltung zusammen mit den beteiligten Rettungsorganisationen von DRK, Johanniter, ASB und THW ein Konzept entwickelt, um die Northeimer Stadthalle in ein Impfzentrum zu verwandeln. Diese Entscheidung blieb nicht ohne Kritik. Vor allem die Kulturschaffenden der Region verlieren mit der Stadthalle einen wichtigen Ort für Veranstaltungen und Kunst. Auch wurde kritisiert, dass es sicherlich alternative Standorte gäbe, zum Beispiel Sporthallen. Trotzdem habe man sich für die Stadthalle entschieden und stehe laut Klinkert-Kittel auch weiter hinter der Entscheidung: „Es ist keine Entscheidung für den Sport oder gegen die Kultur“, betonte die Landrätin.
Alles geht ganz schnell
Wie komplex der Weg zum Impfzentrum in der Stadthalle war und ist, erklärte Harald Rode als Dezernent für Jugend und Soziales im Landkreis Northeim. Der Landkreis selbst habe erst durch eine Pressekonferenz am 17. November überhaupt erfahren, dass die Kommunen so etwas wie ein Impfzentrum vorhalten müssen. „Wir haben noch an diesem Tag Kontakt zu den Hilfsorganisationen aufgenommen, um zu erfahren, wer uns unterstützen möchte und kann“, so Rode. „Zu meiner großen Freude“, sagt er, „haben alle sofort ihre Hilfe angeboten“. Als dann nur eine Woche später der konkrete Auftrag vom Land erteilt wurde und auch die Rahmenbedingungen feststanden, wurde sofort ein Konzept entwickelt. Dabei musste ein geeigneter Ort präsentiert, aber auch der Umfang des Personalbedarfs und ein Konzept für das mobile Impfen vorgestellt werden.
So wird die Stadthalle umgebaut
Laut Rode gilt die Genehmigung für die Stadthalle zunächst bis zum 30. Juni 2021 – also ein halbes Jahr. Die Stadthalle muss dazu provisorisch umgebaut werden. Im Foyer wird eine Anmeldung und Registrierung eingerichtet. Nebenräume werden zudem zu Wartezonen. In der Stadthalle selbst werden die sogenannten Impfstraßen aufgebaut. Jede von ihnen soll in der Lage sein, bis zu 200 Menschen am Tag zu impfen. Bis zu drei solcher Straßen sind möglich. In den Vorräumen werden Ärzte Untergebracht und die Aufklärungsgespräche stattfinden. Nach der Impfung gibt es zudem einen Ruheraum unter medizinischer Aufsicht.
Aufgebaut wird das Impfzentrum von ehrenamtlichen Kräften des DRK und des Technischen Hilfswerks (THW). Das Land Niedersachsen hat laut Rode am 2. Dezember hierfür ein so genanntes „außergewöhnliches Ereignis“ ausgerufen. Dies gibt den Kommunen die Möglichkeit, auf ehrenamtliche Helfer zurückzugreifen – Arbeitgeber müssen die Helfer freistellen, bekommen von der Stadt und dem Land dafür aber eine Entschädigung. Das fertige Impfzentrum wird allerdings wieder von hauptamtlichen Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes betrieben.
So läuft die Impfung ab
In seiner vollen Ausbaustufe möchte Frank Beckmann als Kreisbereitschaftsleiter des DRK-Kreisverbands Göttingen-Northeim bis zu 600 Menschen am Tag impfen können. Für den Startbetrieb mit rund 200 Menschen pro Tag sei das DRK-Team mit 30 Mitarbeitern täglich im Schichtbetrieb im Einsatz. Knapp die Hälfte davon sind medizinisches Fachpersonal, der Rest unterstützt administrativ. „Und das ist unser größtes Problem. Es gibt kaum geschultes Fachpersonal, welches wir jetzt aber so dringend benötigen“, so Beckmann. Das werde vor allem dann brenzlig, wenn die Kapazität des Impfzentrums vergrößert werden muss. Denn für jede zusätzliche Impfstrecke brauche es zehn zusätzliche Fachleute.
Mit Vorgespräch und anschließender Ruhephase geht Beckmann davon aus, dass die Besucher rund eine Halbe- bis Dreiviertelstunde im Impfzentrum verbringen. „Wir wollen die Menschen nach der Impfphase noch kurz beobachten, das ist üblich.“ Seit rund zwei Wochen planen und entwickeln die unterschiedlichen Rettungsorganisationen Hand in Hand das Konzept für das Impfzentrum. „Mit ehrenamtlichen Strukturen ist es hier möglich, professionell zu arbeiten.“
Die ärztliche Meinung
Der Landkreis hat noch einmal betont, dass es keine Pflichtimpfung geben wird. „Das ist alles freiwillig“, sagt Amtsärztin Regina Pabst. Die Leiterin der Gesundheitsdienste im Landkreis wird auch die ärztliche Leitung des Impfzentrums übernehmen. Die Impfungen selbst werden übrigens nicht von den Ärzten, sondern von geschultem Fachpersonal durchgeführt. Das sind medizinische Fachangestellte, aber auch mitarbeitende aus der Pflege oder Notfall- und Rettungssanitäter. Auch auf Medizinstudenten möchte Pabst im Falle von Personalmangel zurückgreifen. „Das Fachpersonal wird aber immer angelernt“, betont sie.
Die anwesenden Ärzte führen die Vor- und Aufklärungsgespräche durch. Termine werden über eine zentrale Hotline des Landes Niedersachsen vergeben. Später soll auch eine Homepage mit Anmeldebogen hinzukommen. Aktuell geht Pabst davon aus, dass das erste Impfmittel zu der Sorte gehört, der bei der Lagerung auf bis zu – 70 Grad abgekühlt werden muss, hierfür stellt das Land spezielle Kühlboxen bereit. Die Amtsärztin geht davon aus, dass zu Beginn vor allem ältere Menschen, Bewohner von Pflegeheimen und Pflegepersonal geimpft werden. Genaueres müsse laut Pabst aber die Politik entscheiden.
Nach wie vor sollen aber die Hausärzte die Hauptaufgabe des Impfens übernehmen. Das Impfzentrum selbst sei nur eine Ergänzung. Wann genau gestartet wird, stehe aber noch nicht gest. Ab dem 15. Dezember sei aber alles bereit.
Hand in Hand
Für die Aufbauphase sind derzeit gut 60 Ehrenamtliche täglich im Einsatz. Das THW hat schon jetzt mit den ersten Aufbauarbeiten begonnen, sagt Maximilian Radke als Sprecher des THW Einbeck. Gemeinsam mit den Northeimer Kollegen bauen die Helfer derzeit die Ärzteräume und auch die Impfstrecken aus Holz auf. Bis kommende Woche sei alles fertig gestellt. Dazu gehören auch Bereiche für die IT und Verwaltung und Räume für die Mitarbeitenden.
Das wird es kosten
„Wir sind in der Lage, am 15. Dezember alles fertig zu haben“, bestätigt Rode. Für das halbe Jahr plant der Landkreis laut des Dezernenten mit Kosten von rund 2 Millionen Euro, die vom Land übernommen werden. Darin enthalten sind auch gut 19.000 Euro monatliche Miete und Nebenkosten für die Stadthalle, erklärt Northeims Bürgermeister Simon Hartmann. „Wir wollen alle gemeinsam die Corona-Pandemie überwinden und als Stadt Northeim einen aktiven Beitrag dazu leisten“, so der Bürgermeister. Trotz der Kritik aus der Kulturszene begrüße er es sehr, „dass das Impfzentrum zentral in Northeim eingerichtet wird“. Seiner Meinung nach sprechen viele Gründe für die Kreisstadt.
Gleichzeitig habe er aber großes Verständnis für die Kulturschaffenden. „Wir prüfen zusammen mit dem Landkreis Alternativen, und lassen die Kulturschaffenden nicht allein.“ Für das Verständnis zeigte er sich dankbar – und auch die Unterstützung aus der Politik empfinde er als „sehr wohltuend“.
„Ich stehe zu diesem Standort. Wir verlieren hier nicht etwas, sondern gewinnen hoffentlich sehr schnell unsere Freiheit wieder,“ so Hartmann. Alleine das sei sein Anspruch, „und dem ordne ich auch andere wichtige Dinge unter“. Speziell für die Kultur sicherte auch Landrätin Klinkert-Kittel zusätzliche Unterstützung von der Kultur- und Denkmalstiftung des Landkreises zu.