Am Samstag hat es im Solling bei Neuhaus nahe Uslar im Wald gebrannt. Ausgelöst haben das Feuer allerdings Spezialisten der Feuerwehr unter den neugierigen Blicken des Revierförsters und der Unteren Landschaftsbehörde. Den Kampf gegen schädliche Brombeeren im Hutewald Solling nutzen die Brandschützer direkt für eine Übung.

Mit Feuer gegen den Wildwuchs

Denn trotz Beweidung mit Heckrindern und Exmoorponys drohen dort Teilflächen zu verbuschen, unter anderem durch die gemeine Brombeere. Die Neue Hute als jüngste Vergrößerungsfläche im Schutzgebiet des Reiherbachtals wurde am vergangenen Samstag deshalb mit gezieltem Feuereinsatz behandelt. Forstleute und Feuerwehren wollten mithilfe von kontrolliert gelegtem Bodenfeuer die Brombeerranken eindämmen. „Das ist eine Methode, wie wir sie auch in den alten Büchern noch finden und nun einsetzen“, sagt Revierförster Tobias Kiens.

Das Feuer wird künstlich gelegt und dann von der Feuerwehr zu Schulungszwecken beobachtet

Forsten nutzen alte Methode für neue Probleme

Dabei wurde bereits im Vorfeld genau geplant, welche Stellen befeuert werden sollen, können und dürfen – und welche nicht. Denn der Einsatz ist auch gleichzeitig ein wissenschaftlich begleiteter Text, um die Wirksamkeit genau zu analysieren. Dazu werden Kiens und seine Forstkollegen die dornigen Gewächse in anderen Bereichen zum Vergleich mulchen und nicht abbrennen. Weitere Parzellen werden gänzlich unbehandelt gelassen. Auf diese Weise soll die Ausbreitung oder Zurückdrängung einer Pflanzenart untersucht werden, die sich aktuell in den Wäldern stark verbreitet.

Wissenschaftler, Förster und Behörden begleitet das kontrollierte Abbrennen des Krautes zusammen mit den Kräften der Feuerwehr.

Unkrautbekämpfung und Feuerwehr-Großübung

Die Feuerwehr war von Anfang an mit einbezogen worden. Laut Revierförster Kiens habe sich der Vorteil für beide Seiten angeboten. Einbezogen waren deshalb die angrenzenden Ortsfeuerwehren und Spezialkräfte der Kreisfeuerwehr. Der Landkreis setzt dabei auf speziell ausgebildete Einheiten zur Vegetationsbrandbekämpfung und zur Kommunikation. Beide nutzten erstmals moderne Technik, nicht nur zur Brandbekämpfung, vor allem aber zur Kommunikation. Kreisbrandmeister Marko de Klein zeigte sich am Ende hochzufrieden mit der Übung, „es gibt aber noch einige Punkte, die es gilt, zu optimieren“.

Speziell ausgebildete Kräfte der Feuerwehr legen den Brand und beobachten ihn anschließend genau

Internet via Satellit, Livebilder von der Drohne

Unter anderem hat die Kreispressegruppe einen Live-Stream mit mehreren Kameras unter anderem zum Krisenstab im Kreishaus und in die Fachabteilungen per Internet übertragen. Da es mitten im Wald allerdings keinen Empfang gibt, wurde durch die Technische Einsatzleitung eine Internetverbindung via Satellit hergestellt. „Diese haben wir erstmals einem Stresstest unterzogen, und das hat sehr gut funktioniert“, sagt de Klein. Zudem wird der Landkreis durch einen technischen Dienstleister unterstützt, der ebenfalls Satelliten-Infrastuktur bereitstellt und den Schulungseinsatz mit mehreren Drohnen und Livebildern aus der Luft begleitet hat.

Eine Spezialfirma begleitet den Übungseinsatz im Auftrag des Landkreises Northeim auch aus der Luft. Die Bilder werden live ins Kreishaus, den Krisenstab und die Einsatzleitung übertragen.

Feuerwehr legt Feuer

Um das Feuer überhaupt zu entfachen, kamen Spezialkräfte des Waldbrand e.V. und der Feuerwehrbereitschaft I des Landkreises Northeim zum Einsatz. Zunächst wurden die zu entzündenden Stellen mit Stroh belegt und dann mit einer brennenden Flüssigkeit entzündet. Das Prinzip ist bei der Bekämpfung von Waldbränden, beispielsweise in Südeuropa, üblich. Dort werden sogenannte Gegenfeuer gelegt, um dem eigentlichen Waldbrand die „Nahrung“ zu entziehen.

Moderne Technik entlastet Einsatzkräfte

Die löschenden Einsatzkräfte nutzten die Gelegenheit, sich die Ausbreitung der Flammen im kontrollierten Umfeld genau anzuschauen. Eine spezielle Einheit für die Bekämpfung für Waldbrände kam ebenfalls erstmals in dieser Form so zu Einsatz, dass organisatorische Abläufe und Anfahrten geübt wurden. In der Gesamtheit bewertet Kreisbrandmeister de Klein den Ablauf „im Großen und Ganzen sehr zufriedenstellend“. Insbesondere die Themen Internet via Satellit, das Senden von Livebildern an Führungskräfte und die Kommunikation der einzelnen Stäbe sei für zukünftige, mögliche Katastrophenlagen „ein riesiger Mehrwert, der die Kräfte vor Ort massiv entlastet“, so de Klein.

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