Nun ist es wirklich ein Heimspiel. Zum dritten Mal speilte der Musiker Johannes Oerding nach 2022 und 2023 auf der Waldbühne in Northeim. Während der Regen das erste Konzert auf der Waldbühne in diesem Jahr in eine bunte Poncho-Party verwandelte, waren die Fans Feuer und Flamme. Versöhnlich: Sogar ein Regenbogen zeigte sich den 7.500 Fans.

Nach einjähriger Bühnenpause füllte der gebürtige Westfale, im Rheinland aufgewachsene und heute in Hamburg lebende Johannes Oerding erneut das große Rund der Waldbühne. Bereits um 18 Uhr waren die Ränge gefüllt – wer jetzt noch kam, musste sich ein Plätzchen im Innenraum oder an den Seiten suchen, um den Sänger und seine vierköpfige Band überhaupt sehen zu können. Denn der Veranstalter hatte im Innenraum ein großes Zelt für Sound- und Lichtmischer aufgebaut, das vielen Zuschauern die Sicht nahm – vielleicht reicht beim nächsten Mal ein kleineres Zelt?

Die undankbare Aufgabe, gegen den aufkommenden Regen anzusingen und das Publikum anzuheizen, übernahm der erst 19-jährige Trierer Levin Moltschanow, der unter seinem Künstlernamen „Levka“ bereits mehrere Singles veröffentlich hat. Allein am Keyboard und mit gesampelten Liedern zeigte er mit variabler dunkler Stimme, dass in seinen Eigenkompositionen viel Hitpotential steckt und erntete viel ehrlichen Applaus.

„Hier gehör´ ich hin“

Pünktlich wie die Maurer erklomm dann um 20 Uhr die Band von Johannes Oerding die Bühne: Die Soundanlage zeigte kurz, was sie könnte, wenn sie losgelassen wird und mit dem gänzlich neuen Song „Hier gehör´ ich hin“ sprang Oerding auf die Bühne.

Der 43-jährige hatte sich im 2024 noch ein Jahr Auszeit vom Bühnenleben genommen, ausführlich die USA erkundet und hatte nach der letzten Staffel „Ich sing Dein Lied“ zwei neue Lieder im Gepäck, die auf der neuen CD Anfang 2026 erscheinen werden – rechtzeitig, damit die Fans die Texte bis zur großen Arena-Tour im kommenden Jahr lernen können, wie Oerding schmunzelnd ankündigte. Am 25. April will Oerding die ZAG-Arena in Hannover füllen, neun Tage vorher am 14. April kann man ihn in der Frankfurter Festhalle hören: Dann mit noch mehr Licht- und LED-Effekten, weil „man in Hallen ganz anders mit Licht spielen kann“, wie Oerding im Vorgespräch verriet.

Für Northeim hatte Oerding 20 Stücke auf der Setlist, am Ende wurden es 21, denn bevor das Konzert zum Ende mit den Hits „Heimat“, „Alles brennt“ und „An guten Tagen“ noch einmal richtig Fahrt aufnahm, streute der Sänger noch „Weiße Tauben“ ein: Auf ein Fingerschnippen und einen kurzen Ruf zu seiner exzellenten Begleitband hin kam auch dieser Reißer noch ins Programm. Wie Oerding und seine Band mittlerweile seit 20 Jahren miteinander vertraut sind: Da versammelt sich die Creme der bundesdeutschen Studiomusiker, um Oerding einen transparenten, satten und nie zu lauten Sound zu geben.

Ein eingespieltes Team

Erst kurz vor der Tour hatte sich das Quartett in Buchholz in der Nordheide versammelt und das Programm für die Open-Air-Tour 2025 geprobt, aber wie Oerding andeutete: „Wir kennen uns schon so lange. Wir können auf die Stimmung des Publikums eingehen, Songs auswechseln oder einfach länger spielen, wenn das Publikum mitsingt. Open Airs sind eine große Spielwiese, und gerade hier in Northeim lieben wir das Es gibt kaum eine schönere Umgebung wie die Waldbühne, es ist einfach begeisternd“, so Oerding.

Seinen Mitspielern läßt er auf der Bühne viel Freiheit: Da darf Robin Engelhardt am Bass minutenlang slappen, der Schlagzeuger trommelt ein Blitzlichtgewitter zusammen und am Keyboard gibt es lange ruhige Passagen, die vor allem im Mittelteil große Gefühle erzeugen, als Oerding zusammen mit Gitarrist Moritz Stahl unplugged „Hotel“ und „Leuchtschrift“ spielten. Wie immer gab es beim Entertainer Oerding auch den einen, heißersehnten Fan-Moment: Beim Rundgang mit Gitarre durch die Menge durfte sich Stefanie freuen, die von Oerding und der KI-Software ChatGPT ein Ständchen bekamen. „Noch nicht optimal, aber zumindest die Musik war original Oerding“, freute sich Oerding.

Der Chef der Waldbühne

Nach dem gemeinsam gesungenen „An guten Tagen“, vermutlich die einzige deutsche Stadionhymne, die alle 7.500 Zuschauer vereinte, erklatschte sich das Publikum mit „Wenn Du lebst“ und „Zurück“ noch zwei Zugaben mit der Band. Aber Oerding wäre nicht der Publikumsliebling, wenn er nicht noch einmal ganz allein mit Gitarre auf die Bühne zurückkäme: „Für immer ab jetzt“ als rein akustische Version von der Suche nach diesem einen Moment, der alles für immer verändert: Begeisterung im Publikum, bevor Band und Sänger im Nightliner zum nächsten Termin verschwanden. Oerding bleibt der Chef der Waldbühne und hat sich bereits für den nächsten Termin angekündigt – Northeim darf sich freuen!

Fotos: Leon Hänel für Northeim jetzt
Text: Axel Janßen für Northeim jetzt

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