Wenn im politischen Umfeld von Northeim Kritik geübt wird, trifft sie fast immer Bürgermeister Hans-Erich Tannhäuser. Vorwürfe kommen inzwischen aus jedem politischen Lager – und manchmal sogar aus dem eigenen Haus.

Eigentlich wollten wir im Interview mit Northeim-jetzt von Tannhäuser wissen, wie es mit Northeim in Zukunft weitergeht. Innenstadt, Wirtschaftsförderung und Infrastruktur – Themen gibt es schließlich genug. Trotzdem bleibt dieser ewige Makel. Woran liegt es also, dass der gewählte Bürgermeister so viel Kritik ausgesetzt ist. Wir haben nachgefragt, und in der Antwort hat Tannhäuser für seine Kritiker vor allem eines übrig: Lob.

Tatsächlich macht es Hans-Erich Tannhäuser seinen Kritikern ziemlich leicht. Erst jüngst wurde eine Anzeige wegen Beleidigung eingereicht.  Zuvor warf der Leiter der Rechtsabteilung, Christian Sachse, nach kurzer Zeit das Handtuch. Akten wurden dem Rat vorenthalten und bei einer Razzia im Küchenschrank gefunden.

Die FDP kritisiert.

Die CDU kritisiert.

SPD, CDU und Grüne zeigen den Bürgermeister an

Zuletzt häuften sich auch die Mahnung aus dem Rathaus selbst: anonym werfen Verwaltungsmitarbeiter dem Bürgermeister einen schwierigen Führungsstil vor.

Im Grunde genommen ist es seit jeher ein Kampf zwischen Stadtrat und Verwaltungschef.

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Dabei fing alles so gut an. 2013 stellte er sich mit Unterstützung der FPD als Bürgermeister-Kandidat auf. Ihm entgegen stand der Kandidat der Mehrheitsgruppe im Rat: Frank Kampf. Am Ende haben sich die Wähler gegen den Wunschkandidaten von SPD, CDU und Grünen und für Tannhäuser entschieden. Klingt nach Trotzwahl, fand auch Kampf. 

Für Hans-Erich Tannhäuser war es aber ein Sieg der Demokratie. „Die Bürger haben es so entschieden“, sagt er im Northeim-jetzt-Gespräch.

Seine Ziele nach dem Einzug in das Rathaus waren groß. Vor allem das Thema Innenstadtsanierung hatte er von Anfang an auf der Agenda. Der Plan: ein städtebaulicher Wettbewerb soll die Ideallösung an den Tag bringen. Tannhäuser, selbst Ingenieur im Bauwesen, versucht die Idee auch politisch abzusegnen. Am Ende entbrannte ein großer Streit – ein Graben zwischen Verwaltungschef und Ratsmehrheit, der bis heute fortbesteht.

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Getan hat sich inzwischen nicht viel. Laut Tannhäuser könnte sich dies in diesem Jahr ändern. Denn aktuell wird geprüft, welche Fördermittel für eine Sanierung bereitstehen könnten. Wann die Ergebnisse da sind, weiß aber auch der Bürgermeister noch nicht. An seiner Idee des Wettbewerbs will aber weiter festhalten.

Derweil gibt sich die Politik weiter große Mühe, an Tannhäusers Stuhl zu sägen. Von dem will er aber nich runter und hatte deshalb schon vor einem Jahr angekündigt, seine Amtszeit auf jeden Fall „durchzuziehen“.

Aber warum ist Tannhäuser immer wieder Ziel dieser Attacken? Er hat zumindest eine Vermutung. Zwar könne er nicht für die Parteien sprechen. Dennoch gehe er davon aus, dass die Wahl für ihn und gegen den Kandidaten Kampf den Parteien noch immer ein Dorn im Auge sei. „Ein Faktum steht: SPD, CDU und Grüne wollten einen anderen Kandidaten gewählt sehen.“ Die Parteien im aktuellen Stadtrat wollten sich trotz Nachfrage bisher nicht über die Qualität der Zusammenarbeit äußern. Schade, denn für die wahre Beantwortung der Frage „müssen Sie die Parteien fragen“, sagt Tannhäuser.

Er selbst bezeichnet sich als Sachpolitiker. Und als solcher passe er vielleicht nicht in das vorhandene Schema. Dabei verweist er auf die Kleine Landeskunde Südniedersachsen. „Die Menschen waren sich bei der Bürgermeisterwahl bewusst; das hat nichts mit Parteien zu tun. Wir entscheiden über den Bürgermeister – und haben den Tannhäuser gewählt.“

Die Kritik könne er aber ab. „Man muss wissen, woher man kommt. Ich hatte ein gutes Elternhaus“. Außerdem helfe ihm dabei  seine Zeit bei der Polizei. „Man bekommt eine Staatsbürgerliche Haltung dem Gemeinwesen gegenüber und ein Bewusstsein für Recht und Unrecht.“

Polizei? Richtig. Von 1978 bis 1981 war Tannhäuser in der Ausbildung zum Beamten der Niedersächsischen Polizei. Bis 1986 sogar im Einsatz. Das alles nach (!) seinem Studium des Bauingenieurwesens.

Im Ergebnis sei aber festzustellen, dass die Bürgerschaft wachsam war und „sich nicht habe manipulieren lassen“. Trotzdem  lobt Tannhäuser die harte Northeimer Politik-Schule. „Ich lerne gerne dazu und sehe, wie Politik funktioniert.“

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Übrigens: Die Amtszeit des Bürgermeisters dauert noch bis zum Herbst 2021.

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