Seit zwei Wochen klingelt in der Northeim-jetzt Redaktion fast täglich das Telefon. Am Ende der Leitung melden sich Menschen, die einen Impftermin vereinbaren wollen oder Rückfragen zu der Warteliste haben. Warum sie ausgerechnet diese Nummer wählen und was sie sonst so erzählen, darum soll es in dieser Geschichte gehen.

Vorab: Wer sich für das Impfzentrum in Northeim auf die Warteliste setzen lassen möchte, erreicht die Hotline werktags (Montag bis Samstag) von 8 bis 20 Uhr unter der Nummer 0800/9988665.

Wahlweise auch per Mail unter www.impfportal-niedersachsen.de

Impftermine

Seit Februar werden auch im Northeimer Impfzentrum Menschen über 80 Jahre nach Warteliste mit dem Corona-Impfstoff bedient, wenn sie es möchten. Dazu müssen sie sich vorher über das Land Niedersachsen registrieren. Gleiches gilt inzwischen für Menschen in Pflegeberufen, für Ärzte und Arzthelfende.

Über die Jahre habe ich mich an Anrufe unbekannter Nummern gewöhnt. Oft gibt es Lob oder Anregungen, selten auch Kritik an der Arbeit, die ich für Northeim-jetzt mache. Zum Glück aber immer wieder Hinweise zu Geschichten oder Themen, die die Menschen im Landkreis beschäftigen. Über das Impfzentrum in der Northeimer Stadthalle habe ich häufig berichtet und gezeigt, wie die Arbeit dort funktioniert.

Die Artikel dazu sind so beliebt, dass Google sie bei der Suche gern weit oben platziert. Wer „Impftermin Northeim“ oder „Impfzentrum Northeim“ eintippt, sieht manchmal die Northeim-jetzt-Artikel vor den offiziellen Stellen aufgelistet. Fast täglich klingelt das Telefon. An einem Dienstag meldete sich zum siebten Mal eine Anruferin, die Fragen hatte zu ihrem Impftermin. Wie die sechsmal vorher erklärte ich ihr, wer ich bin und gab ihr auch in diesem Fall die Nummer der Niedersächsischen Hotline durch. Wir kamen darüber hinaus aber auch kurz ins Gespräch. Und ich wollte es diesmal genau wissen: „Sagen Sie, woher haben sie eigentlich meine Nummer?“

Die falsche Nummer

Wir sind den Weg Schritt durchgegangen. Tatsächlich hatte Google neben den Artikeln zum Impfzentrum auch die Unterseiten mit den Kontaktdaten von Northeim-jetzt direkt mit angegeben. Wie viele weitere Anrufer später auch sagte sie mir, dass sie die Hotline für die Warteliste nicht auf Anhieb fand, dafür aber diese (und wohl weitere) Handynummern.

Fast alle Anrufer hatten die gleiche Geschichte. Entweder wollten sie für sich oder Angehörige einen Termin machen oder sich zumindest auf die Warteliste setzen lassen. Andere standen nach eigenen Angaben bereits auf der Liste, hätten aber seit dem nie wieder etwas von irgendwem gehört. Keine Post, kein Anruf, keine Bestätigung. Sie erzählten von Irrläufen und Verunsicherung, aber auch von der Hoffnung, endlich an der Reihe zu sein. Wütend war niemand, auch beleidigen wollte mich niemand. Es entstanden nette Gespräche, mal mehr, mal weniger lang.

In Redelaune waren Menschen, die von ihren Eltern erzählten. Weit über 80 Jahre alt, zu Hause lebend und bei sonst guter Gesundheit. Ihnen galt das zweite Versprächen nach den Menschen in Alten- und Pflegeheimen, einen Impftermin zu bekommen. Mit Internet und Hotlines tut sich diese Generation schwer. Es brauche Angehörige und Hilfe, auch dann, wenn Geist und Körper sonst fit sind.

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Das hat übrigens auch der Landkreis Northeim erkannt und bietet seit zwei Wochen Hilfe an. Impfberechtigte Personen, die Unterstützung benötigen, können sich bei der Kreisverwaltung und den Mitarbeitenden des Senioren- und Pflegestützpunktes wenden. Diese sind (Mo. – Fr. von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie Di. und Do. auch von 14 bis 16 Uhr) telefonisch unter der Rufnummer 05551/708124 melden.

Auch das geht unter anderem nur per Telefon. Aber immerhin ist dies eine Lösung vor Ort, mit einer Vorwahl, die vertrauensvoller wirkt als jede 0800 dieser Welt. Mit Menschen am anderen Hörer, die wissen, wo Oldenrode liegt und dass es schwierig ist, aus Vahle den Bus bis in die Northeimer Innenstadt zu nehmen.

Unter allen Anrufern war auch eine Frau, die sich eigentlich beim Impfteam im Impfzentrum bedanken wollte. Hier verwies ich direkt an den Landkreis Northeim als Betreiber. Dass die Wartezeiten kurz und die Mitarbeitenden des Deutschen Roten Kreuzes um Zentrums-Leiter Frank Beckmann außerordentlich nett, zuvorkommend und freundlich waren, habe ich mir aber trotzdem gern angehört. Vielleicht lesen sie ja mit – oder haben die Nachricht schon gehört.

Für die Zukunft

Inzwischen schreiben Medien, dass Impfstoff in Mengen gelagert werden muss, weil die Terminverarbeitung nicht schnell genug vorankommt. Aus den Impfzentren ist zu hören, dass die Arbeit reibungslos funktioniert. Die Landkreise melden nach Rücksprache mit den Ländern volle Wartelisten, aber steigende Impfquoten. Das macht Sorge und Hoffnung.

Sorge, dass wir nicht schnell genug vorankommen, weil es an Technik und Bürokratie scheitert. Hoffnung, weil ab dem Punkt, an dem Menschen Verantwortung übernehmen, der „Laden läuft“.

Ein gutes Gefühl, das ich mit den Anrufenden teile. Allen konnte mit der richtigen Hotline-Nummer geholfen werden, mit ein paar allgemeinen Infos oder einfach nur, weil zugehört wurde. Niemand wirkte ohne Hoffnung oder Zuversicht. Und genau das macht mich hoffnungsvoll und zuversichtlich.

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1 Kommentar

  1. Zuviel Bürokratie
    Wollte heute den Impftermin 15.30h meines Ehemannes wahrnehmen da fieser kurzfristig beim Hausarzt geimpft wurde
    Dies war für das Impzentrum angeblich unmöglich , lieber lassen sie ihn umkommen oder vergeben ihn unter der Hand
    Einfach unmöglich diese Bürokratie!!!!!!!

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