Eltern in Langenholtensen sind besorgt über die Zustände in der dortigen Kindertagesstätte. Sie beklagen verkürzte Betreuungszeiten und Notgruppen statt regulärer Betreuung, was bereits seit fast drei Jahren zum Problem geworden ist und sich in den vergangenen Wochen zugespitzt habe. Die Eltern sehen dies als existenzielle Bedrohung, da sie auf zuverlässige Kinderbetreuung angewiesen sind. Sie haben einen Brandbrief an die Stadt, den Rat und Bürgermeister Simon Hartmann geschickt – und fordern eine Reaktion.
Personal krank oder in anderen Kitas im Einsatz
Die Eltern führen die Probleme auf die üblichen Krankheitsausfälle der Betreuer im Herbst und ein hausgemachtes Problem zurück. Sie kritisieren, dass zusätzliches Personal, das eigentlich für die Kita am Martinsgraben eingestellt wurde, zeitweise in anderen Einrichtungen beschäftigt wurde und dadurch die Betreuungssituation im Sommer zwar verbessert wurde. Dies zeigt, dass der Personalschlüssel auf dem Papier ausreichen mag, aber in der Realität nicht ausreicht, so die Elternvertreter.
Personal nur kurz in Langenholtensen
In Northeim soll die Kindertagesstätte „Wieterwichtel“ mit Verzögerung am 15. November ihren Betrieb aufnehmen, was die Betreuungssituation insgesamt verbessern soll. Weitere Kitaplätze sind in Planung, aber die Eltern in Langenholtensen sind besorgt, weil Personal aus ihrer Einrichtung abgezogen wird und fordern eine sofortige Verbesserung der Situation. Sie verlangen von der Stadt eine nachhaltige Personalplanung und Strategie sowie klare Pläne zur Akquise und Ausbildung von pädagogischem Personal. Bisher gibt es keine Antwort aus dem Rathaus auf den Brandbrief.
Der Brandbrief:
„Sehr geehrter Herr Hartmann,
sehr geehrte Redaktionen der örtlichen Presse,
sehr geehrte Ansprechpartner:innen der Ratsarbeit,
sehr geehrte Frau Fromme,
als besorgte Elternvertreter und Eltern der Kindertagesstätte Langenholtensen wenden wir
uns mit diesem Brandbrief an Sie, um auf die katastrophalen Zustände unserer Kita
aufmerksam zu machen. In den vergangenen eineinhalb Monaten mussten wir erleben, wie an über 14 Tagen im Kindergarten die Betreuungszeiten verkürzt, Notgruppen eingerichtet werden mussten und die Regelbetreuungszeiten (wie so oft in den letzten 3 Jahren!) nicht eingehalten werden konnten. In der Krippe wurde vermehrt der Spätdienst, für den die Eltern bezahlen müssen, ausgesetzt. Dies hat massive Auswirkungen auf unseren Alltag und gefährdet mittlerweile die Existenzen vieler Eltern, die auf eine zuverlässige Kinderbetreuung angewiesen sind. So wurden wir mehrfach damit konfrontiert, dass Arbeitgeber und Vorgesetzte mittlerweile nicht mehr an die verkürzten Öffnungszeiten unserer Einrichtung glauben. Hier fordern wir eine Bestätigung der Stadt, die beim Arbeitgeber vorgelegt werden kann sowie einen öffentlichen Bericht in der HNA.
Die Gründe für die unzureichende Betreuungssituation in unserer Kita scheinen vielfältig zu sein. Zum einen sehen wir den hohen Krankenstand in den Herbst- und Wintermonaten als problemaIsch aber vorhersehbar an, zum anderen verweisen wir auf die Neuöffnung der Waldwichtel-Kita. Neues Personal wurde für die Kita am Martinsgraben eingestellt und für die Übergangszeit in anderen städtischen Einrichtungen beschöftigt. Dieses nicht fest eingeplante zusätzliche Personal hat zu einer deutlichen Entspannung der BetreuungssituaIon in den Sommermonaten geführt und zeigt klar, dass der Personalschlüssel auf dem Papier vielleicht, in der Realität aber eben nicht ausreichend ist.
Des Weiteren verwehrte die zuständige Personalabteilung einer pädagogischen Kraft, auf
ihren eigenen Wunsch hin, die Verwendung ihrer Urlaubstage für die Verlängerung der
Elternzeit zur Eingewöhnung ihres Kindes in der Krippe. Wäre diesem Wunsch stattgegeben worden, hatte die besagte Kraft einen Monat eher wieder in der Kita eingesetzt werden können, was die aktuell angespannte Situation deutlich entspannt hätte. Dies verdeutlicht das Fehlen einer adäquaten Personal(neu)planung von Seiten der Stadt und ist umso enttäuschender, als dass wir Eltern und unsere Kinder wieder einmal die Leidtragenden einer solchen Politik sind.
Wir fordern Sie hiermit dringend dazu auf, die Zustände in der Kita Langenholtensen umgehend zu verbessern. Wir als Eltern haben das Recht und die Pflicht, für das Wohl unserer Kinder zu sorgen und erwarten, dass die Stadt ihrer Verantwortung in gleicher Weise nachkommt.
Sie, Herr Hartmann und auch die SPD, werben damit „SPD Northeim – Verlässlich für Northeim“ und kommen Ihrem Versprechen hier eindeutig nicht nach. Eine nachhaltige Personalpolitik- und Strategie muss entwickelt und transparent kommuniziert werden. Wir möchten wissen, wie die Stadt plant, neues pädagogisches Personal in den städtischen Kitas zu akquirieren und auszubilden. Viele Erzieher:innen empfinden die Dauerausschreibungen der Stadt als unattraktiv, da der Landkreis zu groß ist.
Hier brauchen wir gezieltere und detailliertere Stellenausschreibungen, um dem
Personalmangel entgegenzuwirken. Die aktuelle Situation ist für Eltern, Kinder und Personal der Einrichtungen nicht mehr tragbar. Es ist unverständlich und inakzeptabel, dass eine verlässliche Kinderbetreuung in unserer Stadt nicht gewährleistet werden kann und frustriert alle Beteiligten seit Jahren. Abschließend fordern wir eine öffentliche Stellungnahme von Ihnen, Herr Hartmann, in der klargestellt wird, wann wir mit einer Besserung der aktuellen Zustände rechnen können. Wir als Eltern verdienen Antworten und Lösungen. Gerne stehen wir auch für ein persönliches Gespräch bereit.
In Erwartung Ihrer baldigen ReakIon verbleiben wir mit besorgten Grüßen
Im Namen der Eltern, die Elternvertreter der Kindertagesstätte Langenholtensen
Sara Heinrich, Ariane Althans, Sanja Höltje, Nadine Lange, Verena Jerebic und KrisIn Hartung.“