Es ist noch dunkel, als sich der Betriebshof der Technischen Dienste Northeim langsam mit Leben füllt. Sonntag, 6:30 Uhr – die Stadt schläft, doch hier laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Michael Ißmer, ein erfahrener Winterdienstfahrer, steht neben seinem 13 Tonnen schweren Streuwagen. Seit 35 Jahren sorgt er gemeinsam mit seinen Kollegen dafür, dass die Straßen in Northeim bei Schnee und Eis sicher bleiben. Und wir fahren mit.
Der Wetterbericht hatte es angekündigt: Ein Wintereinbruch steht bevor. In den späten Abendstunden wurden die Mitarbeitenden alarmiert, der Winterdienst aktiviert. Jetzt, während die ersten Motoren laufen und die Maschinen mit Streusalz befüllt werden, herrscht konzentrierte Ruhe. „Routine“, sagt Bernd Exner, der den Dienst heute koordiniert. Gleichwohl gibt es Kollegen, die mit Vorfreude zum Dienst gekommen sind. „Die haben richtig Spaß daran und freuen sich“, sagt Exner. „Andere“, sagt er, „nicht so sehr.“ Vor allem die, die heute in ein gewärmtes Fahrzeug steigen können. Wie Michael Ißmer, den ich begleiten darf.
Der Einsatzplan: Prioritäten setzen
Die Einsatzplanung folgt einer klaren Vorgabe. Zuerst stehen die Hauptstraßen auf der Liste, gefolgt von den Zufahrten zu Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten. Auch abschüssige Straßen und Brücken haben hohe Priorität, da sie besonders schnell vereisen. Während die Stadt noch schläft, sind die schweren Fahrzeuge bereits unterwegs, um die wichtigsten Straßen sicher zu machen.
Für den Winterdienst stehen insgesamt vier Großfahrzeuge, sechs Kleinfahrzeuge und 13 Fahrzeuge mit Pritschen bereit. 37 Mitarbeitende aus den Bereichen Infrastruktur und Friedhof sind im Einsatz. Jeder von ihnen hat eine klare Aufgabe. Neben Michael Ißmer machen sich heute rund 25 Kolleginnen und Kollegen auf die Straße. Unterstützt wird der Winterdienst von Fahrzeugen des Landkreises auf Bundes- und Landesstraßen. Um den Dienst auf der Autobahn kümmern sich die Neon-Grünen LKW von VIA-Niedersachsen.
Dem Schnee einen Schritt voraus
Noch bevor der Schneefall beginnt, wird auf vielen Hauptstraßen Salz gestreut. „Vorbereitend“, erklärt mir Michael Ißmer. Das Salz bildet eine Schutzschicht, die verhindert, dass sich Eis bildet und der Schnee direkt anfriert. „Man sieht schnell, wie das Salz wirkt“, erklärt Ißmer nach der ersten Fahrt. „Der Schnee bleibt locker und die Straßen sind länger befahrbar.“ Diese Maßnahme hilft, gefährliche Glätte zu vermeiden und erleichtert die Räumung der Straßen. Erst, wenn es zu kalt wird oder zu windig, wird auch Sole – also flüssiges Salz – benutzt. Bei zu starkem Frost wird ganz auf das Streuen verzichtet.
Der Morgen erwacht
Die Fahrt beginnt. Zuerst sind die Hauptstraßen an der Reihe. Noch sind die Straßen frei, doch der Himmel ist graublau, dunkel und schwer. Das orange Licht des Streuwagens leuchtet in der Dunkelheit und blitzt an die Verkehrsschilder, während Ißmer das große Fahrzeug behutsam lenkt.
Am Sonntagmorgen sind nur wenige Autos unterwegs. Einige Frühaufsteher und Lieferfahrzeuge kreuzen den Weg, aber insgesamt ist es ruhig. Das erleichtert die Arbeit, weil weniger Hindernisse den Weg blockieren. „Sonst helfen uns die Autos aber auch dabei, das Salz zu verteilen“, sagt Ißmer. „So dauert es etwas länger.“
Gegen 8 Uhr setzt der Schneefall ein. Zuerst leicht, dann dichter. Auf den Nebenstraßen zeigt sich schnell Schneematsch und die Fahrbahnen werden rutschig. Über Funk melden Kollegen, dass sie mit kleineren Traktoren Gehwege und Seitenstraßen bearbeiten. Auch Mitarbeitende mit Schaufeln und Streusalzeimern sind zu Fuß im Einsatz. „Man muss immer einen Schritt voraus sein“, sagt Ißmer, während er vorsichtig eine abschüssige Kreuzung passiert. Erfahrung hilft ihm, auch schwierige Stellen sicher zu befahren. Alles andere regelt der Allradantrieb.
Teamarbeit im Winterdienst
Winterdienst ist Teamarbeit. Die Großfahrzeuge kümmern sich um die Hauptverkehrsadern, während Kleinschlepper und das Kommunalfahrzeug kleinere Wege und Gehsteige räumen. Besonders wichtig sind Zufahrten zu Schulen und Kindergärten, die für den nächsten Tag vorbereitet werden müssen. Auch die Zufahrten zum Krankenhaus und Buslinien werden zuerst angefahren. Übrigens: Die Ortschaften gehören offiziell nicht zum Winterdienst. Wenn es die Zeit erlaubt, fährt aber auch dort ein Trupp vorbei.
Für einige Mitarbeitende ist es der erste Winterdienst. Sie lernen die Abläufe kennen und sammeln praktische Erfahrung. Unter Anleitung erfahrener Kollegen lernen sie, wie Maschinen bedient werden und worauf sie achten müssen. An einem ruhigen Sonntag ist das ideal, sagt Ißmer. „Das ist die beste Übung, um sicher zu werden.“ Er selbst kennt den Winterdienst seit Jahrzehnten – und anders. Mit offenen Traktoren waren sie unterwegs, dem Schneetreiben oft schutzlos ausgeliefert. Auch geplante Touren gab es nicht.
Der Einsatz geht weiter
Gegen Mittag lässt der Schneefall etwas nach. Die Schneemenge ist moderat, aber der Einsatz bleibt wichtig. Die Mitarbeitenden sind aktiv auf den Straßen, während die Koordination im Hintergrund reibungslos läuft. Es geht nicht nur um Maschinen und Technik, sondern um Menschen, die ihre Arbeit zuverlässig erledigen.
Um 12:30 Uhr kehrt Ißmer zum Betriebshof zurück. Mittlerweile hilft das Tauwetter mit. „Dann ist Winter zu Ende“, scherzt der erfahrene Mechaniker. „Es ist ein anstrengender Job, aber ein wichtiger“, sagt Ißmer. Nach einer kurzen Pause wird entschieden, wie es weitergeht. Zum Ende der Woche ist erneuter Schneefall angesagt. Unter der Woche stehen die Kollegen schon ab 5 Uhr am Salzsilo, um für den Berufsverkehr gerüstet zu sein.