Obwohl sie im Licht der goldgelben, frühherbstlichen Sonne glänzen, wirken die dicken eisernen Stäbe und feinen Gitter eiskalt. Inmitten des grünen Schulhofs der Thomas-Mann-Schule steht ein riesiger stahlgrauer Käfig, im Inneren ein sanftroter Fußballplatz. Seit dem vergangenen Wochenende hat die Northeimer Haupt- und Realschule einen aus Fördermitteln des Bundes finanzierten Soccer-Court. Und wenngleich er in seiner Erscheinung ebenso kühl wie scharfkantig wirkt, steht er für eine echte Erfolgsgeschichte.
Ein Blick durch den Stahl
Wer über den Mangel an wohlfühlendem Design hinwegsieht, vor allem aber durch die Edelstahlgitter hindurch schaut, kann an diesem Tag von hunderten Gesichtern eine einzigartige Erfolgsgeschichte ablesen. Oder sogar zwei, je nach Perspektive. Denn wer von außen durch den Stahl auf den Platz sieht, bekommt zur Eröffnung des Courts elf Beinpaare zu sehen, die das machen, wofür der Ort geschaffen wurde: Fußball spielen. Fünf Teams treten gegeneinander an, zwei von der Thomas Mann Schule, ein Team der Erich Kästner-Schule, junge Fußballer der JSG Wieter und ein Team der Sportschule Haubold. In zehn Partien suchen sie den ersten Champion des „roten Rasens.“
Eine tolle Nachbarschaft
Wer allerdings vom Platz aus durch die Gitterstäbe nach draußen blickt, sieht ein in dieser Form wohl einzigartiges Nachbarschaftsfest. Neben den vielen Schülern waren auch Freunde und Kooperationspartner der Schule gekommen, um sich zu zeigen und gemeinsam den Erfolg zu feiern. Denn dass der Court überhaupt gebaut werden konnte, war dem Engagement der Schüler und der Hartnäckigkeit der Lehrer zu verdanken, betont Schulleiterin Anika Müller-Wüstefeld. Im Rahmen des Schulhackathons im vergangenen Jahr unter dem Motto „Wohlfühlschule“ hatten, hatten die Schüler rund 50 Projekte entwickelt, von denen bereits etwa 20 umgesetzt wurden. Der Soccer-Court war eine der kostspieligsten Ideen und deshalb laut der Schulleiterin Müller-Wüstefeld mit wenig Hoffnung belegt. Dennoch wurden Kostenanalysen durchgeführt, Ansprechpartner herausgesucht und die Idee unter anderem von einem Lehrerteam weiter verfolgt.
Schüler bleiben hartnäckig
Dass der Court nun steht, ist diesem Engagement, aber auch dem „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ des Bundes zu verdanken, das genau für solche Projekte geschaffen wurde, erklärt die Bundestagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt (SPD). „Wir als Bundestag haben gesagt, dass wir Ideen von und mit Kindern und Jugendlichen umsetzen wollen.“ Mit einer Förderung in Höhe von 33.400 Euro wurde der Soccer-Court ermöglicht. Das sei laut Heiligenstadt ein Signal und ein Mutmacher, weitere Ideen zu entwickeln. Erleichtert zeigt sich auch Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, die feststellt, dass sie als Schulträger diesmal „gar nichts beitragen“ konnte und musste. „Sonst werden wir um Geld gefragt, diesmal haben die Schüler das selbst in die Hand genommen“, stellt sie fest.
Eine Stadt, „wie ich sie mir wünsche“
Bürgermeister Simon Hartmann würdigt insbesondere das Nachbarschaftsfest und den Gemeinschaftsgedanke. Die Schule, die er selbst als Kind besuchte, bringe Menschen in der Südstadt zusammen. „Das ist die Stadt, die ich mir immer wünsche. In der wir zusammenhalten und jeder einen Beitrag leistet“, sagt Hartmann. Die Anlage wird von einem offenen Konzept begleitet und soll zukünftig nicht nur den Schülern zur Verfügung stehen, sondern auch für andere Sportveranstaltungen.