Eine brennende Scheune ist für die Feuerwehren im Landkreis Northeim grundsätzlich nichts Außergewöhnliches. Ein Einsatz in Stöckheim verlangte den ehrenamtlichen Helfern in dieser Woche aber alles ab. Fast 20 Stunden waren hunderte Kräfte im Einsatz. Dabei schien das Feuer schon besiegt.
Stundenlanger Einsatz
Als der Mond am dunkel Himmel leuchtet, zieht noch immer stinkender Qualm über die Dächer und hüllt sein Licht in dichten Nebel. Seit dem frühen Morgen brennt in der Northeimer Ortschaft eine Scheune. Doch auch am Abend sind die Rettungskräfte noch im Einsatz. Ein gemeiner Einsatz mit tückischen Flammen, erklären Marco und Michael Weiß, Ortsbrandmeister und Stellvertreter der Freiwilligen Feuerwehr in Stöckheim. „Wir sind seit 4:50 hier. Das Feuer war nie richtig aus.“ Mittlerweile wird es für die Helfer der Ortsfeuerwehren aus der Region zum zweiten Mal an diesem Tag dunkel. Blaulicht und Scheinwerfer spenden Licht, knarzende Funkgeräte und knatternde Stromgeneratoren hallen durch die Gassen.
Das Feuer geht nicht aus
Als die ersten Feuerwehren am frühen Morgen eintrafen, brannte ein in der Scheune abgestelltes Auto lichterloh. Anwohner versuchten noch selbst, das Feuer mit vier Feuerlöschern zu besiegen, erzählt Familie Bode – Eigentümer der Scheune. Die unglaubliche Hitze hat sich inzwischen durch die erste Decke gefressen – und hinein. Aus dem Dach steigt dichter Qualm. Gegen Mittag glauben alle an einen langen Tag. Das Feuer, das zunächst besiegt schien, flackert wieder auf. Es hatte sich in den Zwischendecken des historischen Hauses versteckt und nur darauf gewartet, wieder etwas Luft zum Atmen zu bekommen.
Eine Schatzkammer
Aufgrund der hohen Hitze und das Löschwasser hat sich die Zwischendecke bereits durchgebogen. Ein Fachberater des Technischen Hilfswerks gibt gegen Mittag schließlich das Kommando: Niemand darf mehr in das Gebäude. Es drohe, einzustürzen. Mittlerweile ist nur noch Glut und Feuer in dem Haus, keine Menschen. Und eine Tischlerei, im Obergeschoss werden sonst alte Möbel restauriert. Eine Schatzkammer voller Antiquitäten wird erst ein Raub der Flammen, dann der unnachgiebigen Baggerklaue.
Erst frisst das Feuer, dann der Bagger
Denn inzwischen hat die Feuerwehr ein Abrissunternehmen zur Hilfe geholt. Aus dem Dach steigt dichter Qualm, hier und da flammt es kurz orange-heiß auf. Die Retter haben sich nach zwölf Stunden Dauereinsatz dazu entschieden, teile der Scheune einzureißen um so an die letzten Glutnester zu komme. Anders, sagt Einsatzleiter Weiß, komme die Feuerwehr nicht mehr an den Brand. Die Gefahr, dass sich aus der Glut immer wieder ein Feuer entwickelt, sei zu groß. Die Gefahr, dass das ganze Gebäude übergeht und ein angrenzender Kuhstall samt Tiere in Flammen aufgeht – ein Risiko, das die Retter nicht eingehen wollen.
Es bleibt Hoffnung
So frisst sich der Bagger mit ungewöhnlicher Präzision entlang der noch heilen Gebäudeteile zum Feuer vor. Der Schutt wird direkt auf einen Lastwagen des Technischen Hilfswerks geladen. Zwischen dem Knacken und Knarzen von Holz und Steinen mischt sich auch immer wieder das Klirren von Glas. Es sind die Reste wirtschaftlicher Existenz und langer Geschichte. Die Eigentümer bleiben gefasst. Es bleibt die Hoffnung, die Grundmauern erhalten zu können. Die Einsatzkräfte hoffen derweil auf eine warme Suppe. Aber: „Heute gibt es Gulasch“, heißt es am Versorgungsstand des Deutschen Roten Kreuzes, die an diesem Tag auch schon mit der fünften Schicht vor Ort sind.
Das dauert noch
Auch die Einsatzkräfte sind durchgefroren, beobachten gemeinsam den Bagger und sehen, dass auch der Qualm nachlässt. Immer wieder löscht die Feuerwehr per Drehleiter und vom Boden Trümmerteile und Flammen im Gebäude. Einige wenige wissen: Das dauert hier noch ein paar Stunden. Andere fahren heim. Denn erst der nächste Morgen wird zeigen, was das Feuer angerichtet – und was die Feuerwehr gerettet hat.