„Brückentage“ – irgendwie kommt es mir vor, als höre ich dieses Wort in letzter Zeit öfter als in all den Jahren zuvor.

„Ne, wir sind ab Donnerstag für das Wochenende weg. Ist doch’n Brückentag dazwischen.“ „Mit den Feier- und Brückentagen im Mai muss ich nur sechs Tage Urlaub nehmen und hab fast 14 Tage frei (grins!).“

„Brückentage“ sind also etwas ganz Tolles. Als Pastor schaue ich schon etwas neidvoll auf die „Brückentags-Nehmer“. Für mich gibt es solche Tage einfach nicht, da ich sonntags ja in der Regel wieder Kanzeldienst habe.

Oder doch? Wenn ich länger darüber nachdenke, sind ja die beiden großen kirchlichen Feiertage im Mai im Grunde genommen auch „Brückentage“.

Nehmen wir zuerst Christi Himmelfahrt: Die Bibel berichtet, wie der auferstandene Jesus auf einem „Wolkenfahrstuhl“ in den Himmel aufgefahren ist, um seinen Platz neben Gott einzunehmen. Im christlichen Glauben herrschen nun beide, Vater und Sohn, im Kosmos. Der irdische Jesus wurde damit endgültig zum himmlischen und stellt damit eine „Brücke“ zwischen Erde und Himmel her, zwischen Mensch und Gott. Er, der die Verhältnisse unseres Erdendaseins bis zum Tod kennen gelernt hat, regelt nun die Dinge für uns an oberster Stelle. Wenn man so will: Einer von uns tritt bei Gott für uns ein.

Und dann Pfingsten: Nachdem Jesus nun zum Himmel aufgefahren war, waren die Jünger natürlich in großer Sorge, ob und wie die Kommunikation mit ihm nun weitergehen sollte. Da waren sie nun gerade froh und glücklich, dass Jesus wieder bei ihnen war, als er ihnen auch schon wieder genommen wurde – zwar nicht ins dunkle Grab, aber in die lichten Himmelshöhen. Doch war der Himmel für die Jünger ebenso unerreichbar wie das Reich der Toten. Aber sie hatten ein Versprechen: Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird.

Zu Pfingsten feiern wir, dass Jesus dieses Versprechen eingelöst hat: Er hat seinen Geist auf die Erde gesandt. Dieser hat die Jünger erfasst und be-geistert, so dass sie nun in die Welt hinausziehen und das Evangelium kraftvoll und mit Freuden verkündigen konnten.

Jesu Geist bewegt Menschen bis heute. Er ist quasi die Brücke zwischen ihm, dem im Himmel an der Seite Gottes Thronenden, und uns Erdenmenschen. Der Geist ist die Kraft, die Himmel und Erde verbindet.

Über diese beiden „Brücken“ – Jesus und der heilige Geist – haben wir stets einen direkten Draht nach oben, zu Gott selbst. Und an Himmelfahrt und Pfingsten machen wir uns im Kirchenjahr diese „Brücken“ wieder bewusst, die Himmel und Erde unauflöslich miteinander verklammern.

Jetzt bin ich aber froh! Für mich gibt es also doch „Brückentage“. An denen kann ich zwar nicht freinehmen und in einen Kurzurlaub starten. Dafür erinnern sie mich daran, dass mir mein Gott stets nahe ist, auch wenn ich ihn nicht sehen kann. Und er macht mich gewiss, dass ich jederzeit über diese „Brücken“ zu ihm Kontakt aufnehmen kann.

Was ist Deine „Brücke“ zu Gott? Schreibt es mir gern in einem Kommentar.

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