Der Landkreis Northeim hat den Bestellen-Knopf gedrückt. Nach einer Testphase im vergangenen Jahr, verfügt die Behörde von Landrätin Astrid Klinkert-Kittel jetzt über einer dieser sagenumwobenen Blitzer-Anhänger. „ALICE“ heißt der Tarnkappen-Anhänger (kurz für Autonomous Lidar Concept for Enforcement) und ist vollgestopft mit moderner Technik. Die Vorteile für den Einsatz am Straßenrand seien sofort ersichtlich. Nicht ganz durchsichtig sind allerdings die Kosten. Denn statt zu kaufen, hat der Landkreis das Gerät per Leasing angeschafft. Das ist am Ende teurer – aber wie viel wirklich?

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Für den Landkreis Northeim ist es eine Investition in Erziehung. Mit dem Blitzeranhänger „will der Landkreis die Verkehrsteilnehmer noch mehr für die notwendigen Geschwindigkeitsbegrenzungen sensibilisieren und dadurch letztlich die Verkehrssicherheit erhöhen“, heißt es in einer Pressemeldung vom Landkreis. „Der Enforcement Trailer soll in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle im Bereich der Verkehrsüberwachung übernehmen“, fügt Sprecher Dirk Niemeyer hinzu.

Das kann Alice

Ausgehend von rund 33.000 Verkehrsunfällen, welche die Polizeidirektion Göttingen im vergangenen Jahr gezählt hat, „bleibt überhöhte Geschwindigkeit weiterhin eine Hauptunfallursache“, sagt Landrätin Astrid Klinkert-Kittel.

„Alice“ soll nun auch an Orten und zu Zeiten blitzen, die bisher weder mobil noch stationär abgedeckt werden konnten. Der Anhänger wird laut Landkreis „schnell und flexibel an den erforderlichen Messstandort gebracht und eingerichtet“. Mithilfe der laserbasierten Light Detection and Ranging-Technik ist der Anhänger in der Lage, auf vier Fahrbahnen gleichzeitig die Geschwindigkeit zu messen. Die innenliegende Technik kann alternativ auch auf einem Stativ eingesetzt werden.

Mit an Board hat „Alice“ ein paar ordentliche Batterien für mehrere Tage und Vorkehrungen zum Diebstahlschutz. Räder und Anhängerdeichsel lassen sich einklappen. Zudem ist die Außenhülle gepanzert, schusssicher und mit einer Alarmanlage versehen. Ein automatischer Feuerlöscher ist ebenfalls verbaut.

Per Laser misst der Anhänger auf vier Fahrbahnen gleichzeitig. Und zur Not lässt sich die Technik auch aus dem Anhänger heben und auf ein Stativ setzen.

„Wir können damit insbesondere auch auf die Wünsche vieler Bürgerinnen und Bürger nach Geschwindigkeitsmessungen in Ortsdurchfahrten und nach Messungen auch gerade in Abend-, Nacht- und frühen Morgenstunden nachkommen“, sagt Landrätin Astrid Klinkert-Kittel.

Der Trick mit dem Leasing

Statt sich das Gerät für rund 130.000 Euro zu kaufen, wie es der Landkreis Göttingen getan hat, hat der Landkreis Northeim mit der Firma Vitronic einen Leasing-Vertrag abgeschlossen. Der kostet dem Steuerzahler rund 7.000 Euro im Monat bei einer Laufzeit von fünf Jahren. Also 420.000 Euro.

Dafür hätten es grob gerechnet auch fast drei „Enforcement Trailer“ sein können. Der Landkreis Northeim hat sich aber mit Absicht für die Leasing-Variante entschieden. Auch, weil das angeschaffte Gerät eigentlich viel teurer ist.

https://steadyhq.com/de/northeim-jetzt

Nachgefragt beim Ladkreis

Demnach hätte dieser Anhänger samt Ausstattung rund 200.000 Euro gekostet, so Landkreis-Sprecher Dirk Niemeyer.  Bei den Kosten für Unterhaltung, Wartung und Eichung „gehen wir von 160.000 Euro brutto über die gesamte Laufzeit aus.“

Unterm Strich wären das also rund 360.000 Euro.

Im Leasing für knapp 420.00 Euro sind ebenfalls noch mit dabei: Wartung, die Elektronikversicherung, die Alarmmodule und die Anbindung an eine private Leitstelle sowie die Kosten für erforderliche Schulungen des Personals.

„Den Leasingkosten von insgesamt 420.000 Euro stehen somit ca. 360.000 Euro für die Anschaffung und den Betrieb in Eigenregie gegenüber. Wobei sich die im Leasing enthaltene Einsatzsicherheit nur schwer monetär bewerten lässt, aber letztlich mit entscheidend für diese Variante war“, erklärt Niemeyer.

Denn geht Alice dann doch mal in die Binsen, gibt es im Leasing-Vertrag auch kurzfristig Ersatz. „Sollte das Gerät – aus welchen Gründen ist unerheblich – ausfallen, so stellt [die Firma] Vetro binnen 48h ein Ersatzgerät zur Verfügung und trägt natürlich auch dafür die Kosten“, so Niemeyer. „Im Rahmen des Leasing sind sämtliche Risiken ausgelagert.“

Übrigens: Die Einsatzorte von „Alice“ sollen mit der Polizei und den jeweiligen Gemeinden abgestimmt und gemeinsam mit den mobilen Messungen jeweils in der Woche zuvor veröffentlicht werden.

Foto: Landkreis Northeim

Vorheriger ArtikelBernd Kühle; war mal Kreisbrandmeister
Nächster ArtikelGewitter beschäftigt Einsatzkräfte im Alten Amt

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein